Das Produkt: Eine Mischung aus Schokolade, Honig und Mandeln mit dem Querschnitt eines gleichseitigen Dreiecks, 35 mm Kantenlänge. Manchmal hat Design nicht nur etwas mit neumodischem Erfinden, sondern auch mit altmodischem Verwöhnen zu tun. Nougat aus Montélimar zum Beispiel, wie wir es von den Autobahn-Raststätten im französischen Süden kennen, ist seit 1700 bezeugt und geht auf antike Süßspeisen zurück. Der Name Nougat leitet sich vom lateinischen Wort für Nuss ab – obwohl eigentlich keine Nüsse ins Nougat gehören und die Volksetymologie darauf besteht, dass der Begriff auf dem französischen »tu nous gâtes« beruht, also »du verwöhnst uns«. Der Schweizer Emil Baumann brachte Anfang des 20. Jahrhunderts Montélimar-Nougat von einer Frankreichreise mit nach Bern. Er arbeitete dort als Produktionsleiter der Schokoladenfabrik, die sein Cousin Theodor Tobler 1899 gemeinsam mit dem Vater Jean gegründet hatte. Theodor Tobler kannte dieses Mitbringsel nicht. Er experimentierte mit den wichtigsten Zutaten des Nougats, Honig und geröstete Mandeln, und versuchte sie mit der Substanz zu kombinieren, mit der er sich auskannte: Schokolade. 1908 gelang er zu einem Ergebnis, das ihn überzeugte. Er ließ sich seine Neuentwicklung 1909 patentierten. Durchschlagenden und dauerhaften Erfolg verdankte die neue Süßigkeit aber drei anderen Zutaten: Erstens verlieh der Erfinder dem neuen Produkt einen griffigen Namen. In aller Bescheidenheit verewigte er darin die Erinnerung an seine Person – Tobler – und verknüpfte sie mit dem italienischen Wort für Nougat – Torrone. Der Produktname Toblerone war geboren. Zweitens mobilisierte Tobler das Sehnsuchtspotential schweizerischer Alpenmilch bei den Käufern aus aller Welt. Er setzte auf den Export, gerade auch nach Amerika, und hier war der Hinweis auf die Schweizer Herkunft zugkräftiger als auf das Charakteristikum, dass diese Schokolade auch Honig und Mandeln enthielt. Das hat so gut funktioniert, dass die Toblerone heute als Inbegriff der Schweiz selbst zum Mitbringsel geworden ist. Und drittens gab Tobler der neuen Schokolade eine markante Form mit Ecken und Kanten. Die dreieckige Verpackung bot nicht nur perfekte Proportionen für den Schriftzug, sondern sie ragt bis heute aus dem wachsenden Sortiment der süßen Versuchungen heraus – ein schier unbezahlbarer Vorteil im Wettkampf um die Aufmerksamkeit der Verbraucher. Die Toblerone-Verpackung zählt zu den wenigen Entwürfen des Verpackungsdesigns, die weltweit unverwechselbar geworden ist. Um die Entstehung der dreieckigen Form ranken sich viele Geschichten: Es sei z.B. eine Anspielung auf das Matterhorn, das auch neben dem Schriftzug abgedruckt ist. Oder auch: der Lebemann Tobler habe an eine Pyramide erinnern wollen, die von Tänzerinnen gebildet wird. Der Clou, den Tobler erfunden hat, besteht jedenfalls darin, dass man sich für den Genuß dieser Schokolade nicht verschämt und diskret einen Riegel, sondern selbstbewusst und geräuschvoll einen Zacken abbricht. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [167]
Das Produkt: Eine Mischung aus Schokolade, Honig und Mandeln mit dem Querschnitt eines gleichseitigen Dreiecks, 35 mm Kantenlänge. Manchmal hat Design nicht nur etwas mit neumodischem Erfinden, sondern auch mit altmodischem Verwöhnen zu tun. Nougat aus Montélimar zum Beispiel, wie wir es von den Autobahn-Raststätten im französischen Süden kennen, ist seit 1700 bezeugt und geht auf antike Süßspeisen zurück. Der Name Nougat leitet sich vom lateinischen Wort für Nuss ab – obwohl eigentlich keine Nüsse ins Nougat gehören und die Volksetymologie darauf besteht, dass der Begriff auf dem französischen »tu nous gâtes« beruht, also »du verwöhnst uns«. Der Schweizer Emil Baumann brachte Anfang des 20. Jahrhunderts Montélimar-Nougat von einer Frankreichreise mit nach Bern. Er arbeitete dort als Produktionsleiter der Schokoladenfabrik, die sein Cousin Theodor Tobler 1899 gemeinsam mit dem Vater Jean gegründet hatte. Theodor Tobler kannte dieses Mitbringsel nicht. Er experimentierte mit den wichtigsten Zutaten des Nougats, Honig und geröstete Mandeln, und versuchte sie mit der Substanz zu kombinieren, mit der er sich auskannte: Schokolade. 1908 gelang er zu einem Ergebnis, das ihn überzeugte. Er ließ sich seine Neuentwicklung 1909 patentierten. Durchschlagenden und dauerhaften Erfolg verdankte die neue Süßigkeit aber drei anderen Zutaten: Erstens verlieh der Erfinder dem neuen Produkt einen griffigen Namen. In aller Bescheidenheit verewigte er darin die Erinnerung an seine Person – Tobler – und verknüpfte sie mit dem italienischen Wort für Nougat – Torrone. Der Produktname Toblerone war geboren. Zweitens mobilisierte Tobler das Sehnsuchtspotential schweizerischer Alpenmilch bei den Käufern aus aller Welt. Er setzte auf den Export, gerade auch nach Amerika, und hier war der Hinweis auf die Schweizer Herkunft zugkräftiger als auf das Charakteristikum, dass diese Schokolade auch Honig und Mandeln enthielt. Das hat so gut funktioniert, dass die Toblerone heute als Inbegriff der Schweiz selbst zum Mitbringsel geworden ist. Und drittens gab Tobler der neuen Schokolade eine markante Form mit Ecken und Kanten. Die dreieckige Verpackung bot nicht nur perfekte Proportionen für den Schriftzug, sondern sie ragt bis heute aus dem wachsenden Sortiment der süßen Versuchungen heraus – ein schier unbezahlbarer Vorteil im Wettkampf um die Aufmerksamkeit der Verbraucher. Die Toblerone-Verpackung zählt zu den wenigen Entwürfen des Verpackungsdesigns, die weltweit unverwechselbar geworden ist. Um die Entstehung der dreieckigen Form ranken sich viele Geschichten: Es sei z.B. eine Anspielung auf das Matterhorn, das auch neben dem Schriftzug abgedruckt ist. Oder auch: der Lebemann Tobler habe an eine Pyramide erinnern wollen, die von Tänzerinnen gebildet wird. Der Clou, den Tobler erfunden hat, besteht jedenfalls darin, dass man sich für den Genuß dieser Schokolade nicht verschämt und diskret einen Riegel, sondern selbstbewusst und geräuschvoll einen Zacken abbricht. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.