Das Produkt: Ein Bleistift, Schaft aus Holz und Mine aus Graphitpulver, einer von 12 Härtegraden Manchmal ist Design aufklärerischen Idealen verpflichtet. In der Aufklärung spielte das Schreiben eine ebenso große Rolle wie die Licht-Metaphorik. Der Österreicher Josef Hardtmuth brachte diese beiden Aspekte im Jahr 1792 zusammen. Der Koh-I-Noor ist ein mythenumwobener Diamant mit 108 Karat, möglicherweise der älteste durch Menschenhand gegangene, und um ihn ranken sich wunderbare Geschichten wie aus Tausend und einer Nacht. Sein Name bedeutet »Berg des Lichts«. Diesen Berg hatte – im übertragenen Sinne – Josef Hardtmuth entdeckt, als es ihm im späten 18. Jahrhundert gelungen war, Bleistifte nach einem neuen Verfahren herzustellen. Bis dahin dominierte England die Produktion: Die Bleistiftminen mussten aus ganzen Graphitstücken geschnitten werden, die aus England importiert wurden. Hardtmuth mischte Graphitstaub mit Ton und formte daraus Bleistiftminen. Dadurch wurde die Herstellung billiger. England war seiner Vormacht-Stellung auf dem internationalen Graphit-Markt beraubt, und das Österreichische Kaiserreich schickte sich an, dessen Position zu übernehmen. Schon nach 25 Jahren produzierte seine Fabrik fast 2,5 Millionen Bleistifte, das entsprach etwa 15 Prozent des weltweiten Bedarfs. Denn Hardtmuths Bleistifte hatten neben dem niedrigeren Preis noch einen echten Produktvorteil: Sie konnten auch in 6 unterschiedlichen Härtegraden hergestellt werden. Nach seinem Tod 1816 bauten sein Sohn Carl und dessen Sohn Franz das Unternehmen zu einem der größten Bleistifthersteller der Welt aus. Der Gründerenkel Franz Hardtmuth entwickelte hundert Jahre nach seinem Großvater den berühmten Koh-I-Noor-Stift und präsentierte ihn 1889 auf der Weltausstellung in Paris. Erstmals gab es 12 fein abgestufte Härtegrade für denselben Stift, gekennzeichnet durch die Buchstaben H und B: 6H steht seither für die dünnste und härteste Mine, 6B für die breiteste und weichste. Dieses System wurde zum Maßstab für alle Konkurrenzprodukte. Die Entwürfe und Schriften der modernen Designer und Architekten sind selbst heute im Internet-Zeitalter ohne dieses einfache Werkzeug kaum denkbar. Und ein Trost bleibt für England: Es hatte zwar sein Monopol verloren, aber wenigstens ziert der Koh-I-Noor-Diamant noch immer die königlichen Kronjuwelen. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [170]
Das Produkt: Ein Bleistift, Schaft aus Holz und Mine aus Graphitpulver, einer von 12 Härtegraden Manchmal ist Design aufklärerischen Idealen verpflichtet. In der Aufklärung spielte das Schreiben eine ebenso große Rolle wie die Licht-Metaphorik. Der Österreicher Josef Hardtmuth brachte diese beiden Aspekte im Jahr 1792 zusammen. Der Koh-I-Noor ist ein mythenumwobener Diamant mit 108 Karat, möglicherweise der älteste durch Menschenhand gegangene, und um ihn ranken sich wunderbare Geschichten wie aus Tausend und einer Nacht. Sein Name bedeutet »Berg des Lichts«. Diesen Berg hatte – im übertragenen Sinne – Josef Hardtmuth entdeckt, als es ihm im späten 18. Jahrhundert gelungen war, Bleistifte nach einem neuen Verfahren herzustellen. Bis dahin dominierte England die Produktion: Die Bleistiftminen mussten aus ganzen Graphitstücken geschnitten werden, die aus England importiert wurden. Hardtmuth mischte Graphitstaub mit Ton und formte daraus Bleistiftminen. Dadurch wurde die Herstellung billiger. England war seiner Vormacht-Stellung auf dem internationalen Graphit-Markt beraubt, und das Österreichische Kaiserreich schickte sich an, dessen Position zu übernehmen. Schon nach 25 Jahren produzierte seine Fabrik fast 2,5 Millionen Bleistifte, das entsprach etwa 15 Prozent des weltweiten Bedarfs. Denn Hardtmuths Bleistifte hatten neben dem niedrigeren Preis noch einen echten Produktvorteil: Sie konnten auch in 6 unterschiedlichen Härtegraden hergestellt werden. Nach seinem Tod 1816 bauten sein Sohn Carl und dessen Sohn Franz das Unternehmen zu einem der größten Bleistifthersteller der Welt aus. Der Gründerenkel Franz Hardtmuth entwickelte hundert Jahre nach seinem Großvater den berühmten Koh-I-Noor-Stift und präsentierte ihn 1889 auf der Weltausstellung in Paris. Erstmals gab es 12 fein abgestufte Härtegrade für denselben Stift, gekennzeichnet durch die Buchstaben H und B: 6H steht seither für die dünnste und härteste Mine, 6B für die breiteste und weichste. Dieses System wurde zum Maßstab für alle Konkurrenzprodukte. Die Entwürfe und Schriften der modernen Designer und Architekten sind selbst heute im Internet-Zeitalter ohne dieses einfache Werkzeug kaum denkbar. Und ein Trost bleibt für England: Es hatte zwar sein Monopol verloren, aber wenigstens ziert der Koh-I-Noor-Diamant noch immer die königlichen Kronjuwelen. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.