Das Produkt: Eine elektrisch betriebene Autorennbahn im Maßstab 1:32 Carrera heißt im Spanischen: Rennen. Carrera heißt im Deutschen ein Spielzeug. Es erzeugt ein Geräusch, das seit 45 Jahren für Kinder und Erwachsene, meist männlichen Geschlechts, gleichbedeutend ist mit Anspannung, Schweiß, Hoffnung auf Sieg und Tränen der Enttäuschung. Dieses typische Rattern, das so klingt, als ob eine Eisenbahn auf Schienen fährt, verrät dem Kenner: Hier hat jemand mal wieder seine Carrerabahn aus dem Schrank geholt und aufgebaut, vielleicht nur für ein Wochenende oder weil ein Freund und/oder ein kleiner Junge zu Besuch ist. Denn das Rattern der Gummireifen entsteht nur, wenn die Fahrbahnplatten nicht fest auf einer Platte aufgeschraubt sind. Aber wessen Mutter (oder Ehefrau) erlaubt das schon: Dass zuhause eine Fläche von ein bis drei Quadratmetern permanent nur dafür freigehalten wird, damit die Jungs Vollgas geben können und gegeneinander Autorennen austragen. Denn genau das ist der einzige Sinn einer Carrerabahn, und darin begründet sich auch ihr Aufstieg zu einem weltweit beliebten Spielzeug. Die wettbegeisterten Briten hatten in den frühen Fünfziger Jahren damit begonnen, in den Hinterzimmern ihrer Lokale Wettrennen mit selbstgebauten Automodellen auf festen Bahnen zu veranstalten. Die Antriebstechnik kam von den Modelleisenbahnen und wurde von Hand frisiert. Zehn Jahre später war daraus in den USA ein Massenphänomen entstanden. Im ganzen Land schossen Hallen aus dem Boden, in denen Meisterschaften mit hohen Preisgeldern auf Bahnen ausgetragen wurden, die sich die Fahrer mieteten. Firmen, die bis dahin Zubehör für Modelleisenbahnen gebaut hatten, etablierten sich als Hersteller und wagten sich auch auf den deutschen Markt. Als der Fabrikant Josef Neuhierl, der seit 1920 in Nürnberg und Fürth Modellautos aus Metall und Kunststoff fertigte, Anfang der Sechziger Jahre in den USA die Begeisterung für Modellautorennen erlebte, entschloss er sich, an diesem Markt teilzunehmen. Die technischen Anforderungen waren hoch, weil die Fahrzeuge idealerweise leicht, aber dadurch auch zerbrechlich sind und starken Belastungen durch Kinderhand und Unfälle ausgesetzt werden. Das Design der Fahrzeuge war schon früh davon dominiert, Originalautos so getreu wie möglich nachzubilden. Der größte Erfolg Neuhierls bestand in der Namensgebung: Carrerabahn ist im Deutschen ein Synonym für die ganze Gattung geworden. Der Grund liegt darin, dass es noch ein zweites Spielzeug gibt, bei dem sich alles um den Rausch der Geschwindigkeit dreht: Wenn die Jungs älter werden – nicht unbedingt: erwachsener –, können sie weiter Carrera fahren, denn so heißen seit 1954 immer wieder die besonders hochmotorisierten Sportwagen-Modelle von Porsche. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [173]
Das Produkt: Eine elektrisch betriebene Autorennbahn im Maßstab 1:32 Carrera heißt im Spanischen: Rennen. Carrera heißt im Deutschen ein Spielzeug. Es erzeugt ein Geräusch, das seit 45 Jahren für Kinder und Erwachsene, meist männlichen Geschlechts, gleichbedeutend ist mit Anspannung, Schweiß, Hoffnung auf Sieg und Tränen der Enttäuschung. Dieses typische Rattern, das so klingt, als ob eine Eisenbahn auf Schienen fährt, verrät dem Kenner: Hier hat jemand mal wieder seine Carrerabahn aus dem Schrank geholt und aufgebaut, vielleicht nur für ein Wochenende oder weil ein Freund und/oder ein kleiner Junge zu Besuch ist. Denn das Rattern der Gummireifen entsteht nur, wenn die Fahrbahnplatten nicht fest auf einer Platte aufgeschraubt sind. Aber wessen Mutter (oder Ehefrau) erlaubt das schon: Dass zuhause eine Fläche von ein bis drei Quadratmetern permanent nur dafür freigehalten wird, damit die Jungs Vollgas geben können und gegeneinander Autorennen austragen. Denn genau das ist der einzige Sinn einer Carrerabahn, und darin begründet sich auch ihr Aufstieg zu einem weltweit beliebten Spielzeug. Die wettbegeisterten Briten hatten in den frühen Fünfziger Jahren damit begonnen, in den Hinterzimmern ihrer Lokale Wettrennen mit selbstgebauten Automodellen auf festen Bahnen zu veranstalten. Die Antriebstechnik kam von den Modelleisenbahnen und wurde von Hand frisiert. Zehn Jahre später war daraus in den USA ein Massenphänomen entstanden. Im ganzen Land schossen Hallen aus dem Boden, in denen Meisterschaften mit hohen Preisgeldern auf Bahnen ausgetragen wurden, die sich die Fahrer mieteten. Firmen, die bis dahin Zubehör für Modelleisenbahnen gebaut hatten, etablierten sich als Hersteller und wagten sich auch auf den deutschen Markt. Als der Fabrikant Josef Neuhierl, der seit 1920 in Nürnberg und Fürth Modellautos aus Metall und Kunststoff fertigte, Anfang der Sechziger Jahre in den USA die Begeisterung für Modellautorennen erlebte, entschloss er sich, an diesem Markt teilzunehmen. Die technischen Anforderungen waren hoch, weil die Fahrzeuge idealerweise leicht, aber dadurch auch zerbrechlich sind und starken Belastungen durch Kinderhand und Unfälle ausgesetzt werden. Das Design der Fahrzeuge war schon früh davon dominiert, Originalautos so getreu wie möglich nachzubilden. Der größte Erfolg Neuhierls bestand in der Namensgebung: Carrerabahn ist im Deutschen ein Synonym für die ganze Gattung geworden. Der Grund liegt darin, dass es noch ein zweites Spielzeug gibt, bei dem sich alles um den Rausch der Geschwindigkeit dreht: Wenn die Jungs älter werden – nicht unbedingt: erwachsener –, können sie weiter Carrera fahren, denn so heißen seit 1954 immer wieder die besonders hochmotorisierten Sportwagen-Modelle von Porsche. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.