Buckminster Fuller ist für das Design, was Pélé, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer für den Fußball sind: Querdenker, Macher, Visionär und Inspirationsquelle für die nachfolgenden Generationen. Der amerikanische Ingenieur und Entwickler Fuller ist bis heute in Fachkreisen berühmt für seine Schriften und Gestaltungskonzepte. Der breiten Öffentlichkeit jedoch ist er unbekannt geblieben, obwohl Ergebnisse seiner Arbeit bis heute omnipräsent sind. Seine sogenannten geodätischen Kuppeln sieht man oft in der Landschaft stehen. Sie wirken wie riesige Golfbälle und beherbergen meist militärische Einrichtungen. Ihr Konstruktionsprinzip beruht auf dem Versuch, einen runden Körper aus flächigen Elementen zusammenzusetzen. Weltbekannt ist diese Technik 1967 durch den Kuppelbau geworden, den die USA als ihren Pavillon auf der Weltausstellung in Montréal errichtet haben. Auf dem gleichen Prinzip beruht auch der klassische Fußball. Noch die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz wurde mit einer Schweinsblase ausgetragen, die von 12 zusammengenähten Lederstreifen umgeben war. Bei Regen sog sich das Leder mit Wasser voll, und der Ball verwandelte sich in ein unförmiges, schweres Geschoss. Den Fußball als modernes industrielles Produkt, das sich durch gleichbleibende Qualität auch unter widrigsten Umständen auszeichnet ist, gibt es seit der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Der deutsche Hersteller adidas hatte auf die Erkenntnisse Buckminster Fullers zurückgegriffen und einen Ball entwickelt, der aus 32 Elementen bestand: 12 Fünfecke und 20 Sechsecke wurden so zusammengenäht, dass der bis dahin rundeste Ball der Welt entstand. Das imprägnierte Leder sog sich auch nicht mit Wasser voll, so dass der Ball seine Form und sein Gewicht stets beibehielt. Seinen Namen »Telstar« erhielt er, weil diese WM als erste live im Fernsehen übertragen wurde. Der Ball musste also auch auf den kleinen Schwarz-Weiß-Fernsehern gut erkennbar sein. Deshalb waren alle 12 Fünfecke schwarz und die 20 Sechsecke weiß. Dieses Design hat sich weltweit als Prototyp des Fußballs eingeprägt. 18 Jahre lang hielt das Erscheinungsbild dieses WM-Fußballs den technischen Optimierungen stand. Erst 1978, zur WM in Argentinien, präsentierte der Ausstatter adidas einen neuen Fußball mit dem Namen »Tango«, der nicht mehr das vertraute Muster schwarzer und weißer Waben aufwies. Jetzt waren alle Wabenfelder weiß, aber der Ball wurde mit einer Struktur aus 20 schwarzen Triaden so bedruckt, dass der optische Eindruck von 12 identischen Kreisen entstand. Auch wenn im Laufe der Jahre das Leder durch synthetische, vollständig wetterbeständige Materialien abgelöst wurde, blieb der konstruktive Aufbau des 1970er Fußballs auf der Grundlage von Buckminster Fullers geodätischen Kuppeln erhalten. Erst zur WM 2006 in Deutschland stellte adidas den Fußball »Teamgeist« vor, der aus 14 organischen Feldern bestand, deren Form nicht mehr der euklidischen Geometrie folgt. 6 sogenannte Turbinen und 8 Propeller ergaben einen Körper, der laut Hersteller nur noch um 0,1% von einer idealen Kugelform abweicht. Der neueste Ball, mit dem ab Samstag die WM bestritten wird, hört auf den Namen »Jabulani« und besteht nur noch aus 8 großflächigen Elementen. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Kunststücke Pélé, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer mit dieser nahezu perfekten Kirsche angestellt hätten. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [199]
Buckminster Fuller ist für das Design, was Pélé, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer für den Fußball sind: Querdenker, Macher, Visionär und Inspirationsquelle für die nachfolgenden Generationen. Der amerikanische Ingenieur und Entwickler Fuller ist bis heute in Fachkreisen berühmt für seine Schriften und Gestaltungskonzepte. Der breiten Öffentlichkeit jedoch ist er unbekannt geblieben, obwohl Ergebnisse seiner Arbeit bis heute omnipräsent sind. Seine sogenannten geodätischen Kuppeln sieht man oft in der Landschaft stehen. Sie wirken wie riesige Golfbälle und beherbergen meist militärische Einrichtungen. Ihr Konstruktionsprinzip beruht auf dem Versuch, einen runden Körper aus flächigen Elementen zusammenzusetzen. Weltbekannt ist diese Technik 1967 durch den Kuppelbau geworden, den die USA als ihren Pavillon auf der Weltausstellung in Montréal errichtet haben. Auf dem gleichen Prinzip beruht auch der klassische Fußball. Noch die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz wurde mit einer Schweinsblase ausgetragen, die von 12 zusammengenähten Lederstreifen umgeben war. Bei Regen sog sich das Leder mit Wasser voll, und der Ball verwandelte sich in ein unförmiges, schweres Geschoss. Den Fußball als modernes industrielles Produkt, das sich durch gleichbleibende Qualität auch unter widrigsten Umständen auszeichnet ist, gibt es seit der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Der deutsche Hersteller adidas hatte auf die Erkenntnisse Buckminster Fullers zurückgegriffen und einen Ball entwickelt, der aus 32 Elementen bestand: 12 Fünfecke und 20 Sechsecke wurden so zusammengenäht, dass der bis dahin rundeste Ball der Welt entstand. Das imprägnierte Leder sog sich auch nicht mit Wasser voll, so dass der Ball seine Form und sein Gewicht stets beibehielt. Seinen Namen »Telstar« erhielt er, weil diese WM als erste live im Fernsehen übertragen wurde. Der Ball musste also auch auf den kleinen Schwarz-Weiß-Fernsehern gut erkennbar sein. Deshalb waren alle 12 Fünfecke schwarz und die 20 Sechsecke weiß. Dieses Design hat sich weltweit als Prototyp des Fußballs eingeprägt. 18 Jahre lang hielt das Erscheinungsbild dieses WM-Fußballs den technischen Optimierungen stand. Erst 1978, zur WM in Argentinien, präsentierte der Ausstatter adidas einen neuen Fußball mit dem Namen »Tango«, der nicht mehr das vertraute Muster schwarzer und weißer Waben aufwies. Jetzt waren alle Wabenfelder weiß, aber der Ball wurde mit einer Struktur aus 20 schwarzen Triaden so bedruckt, dass der optische Eindruck von 12 identischen Kreisen entstand. Auch wenn im Laufe der Jahre das Leder durch synthetische, vollständig wetterbeständige Materialien abgelöst wurde, blieb der konstruktive Aufbau des 1970er Fußballs auf der Grundlage von Buckminster Fullers geodätischen Kuppeln erhalten. Erst zur WM 2006 in Deutschland stellte adidas den Fußball »Teamgeist« vor, der aus 14 organischen Feldern bestand, deren Form nicht mehr der euklidischen Geometrie folgt. 6 sogenannte Turbinen und 8 Propeller ergaben einen Körper, der laut Hersteller nur noch um 0,1% von einer idealen Kugelform abweicht. Der neueste Ball, mit dem ab Samstag die WM bestritten wird, hört auf den Namen »Jabulani« und besteht nur noch aus 8 großflächigen Elementen. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Kunststücke Pélé, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer mit dieser nahezu perfekten Kirsche angestellt hätten. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.