Einem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika traut man ja viel zu. Man traut ihm zum Beispiel zu, dass er den Grenzstreit zweier Bundesstaaten schlichtet. So geschehen im November 1902, als Theodore Roosevelt in den Süden der USA reist, um den Verlauf der Grenze zwischen Mississippi und Louisiana zu klären. Man traut dem Präsidenten weiterhin zu, dass es ihm gefiele, wenn er als Andenken an diese Reise einen Bären auf der Jagd erlegte. Doch der 26. Präsident der Vereinigten Staaten weigert sich, das zuvor gefangene Bärenjunge in Cowboy-Manier einfach abzuknallen. Auf solch eine Trophäe verzichtete er gerne. Die Tageszeitung »Washington Post« nimmt diese Episode zum Anlass, am 16. November 1902 eine Karikatur zu veröffentlichen. Clifford Berrymans Zeichnung zeigt den Präsidenten, wie er mit dem Gewehr in der Hand dem jungen Bären den Rücken zuwendet. Die Geschichte macht daraufhin im ganzen Land die Runde. Diesen kurzen Moment der öffentlichen Aufmerksamkeit wiederum nutzt der Süßwaren- und Spielzeughändler Morris Michtom. Für die Auslage seines Geschäfts in Brooklyn näht er einen kleinen Plüschbären und stellte ihn zusammen mit der Karikatur ins Schaufenster. Aus der Aufmerksamkeit der Passanten entsteht rege Nachfrage. Michtom hat einen Witz in ein Produkt verwandelt. Die Menschen kaufen auf einmal »Teddys Bären«, denn Teddy lautet die freundschaftliche Umgangsform von Theodore, dem Vornamen des Präsidenten. Der Spielwarenhändler ergreift seine Chance, spendiert dem Plüschbären noch ein paar Knopfaugen und beginnt mit der Serienproduktion unter dem Markennamen Teddys Bär. 1907 gründet er dafür sogar ein eigenes Unternehmen, die »Ideal Novelty and Toy Company«. Zur gleichen Zeit auf der anderen Seite der Erdkugel: Margarete Steiff betreibt schon seit 1874 erfolgreich ein Unternehmen im schwäbischen Giengen an der Brenz. Sie ist Schneiderin und Textilhändlerin mit mehreren Angestellten. Seit 1879 produziert sie auch Stofftiere, der erste Katalog von 1892 versammelt unter anderem Elefanten, Hunde, Katzen und Pferde. Schon 1901 wird bis in die USA exportiert. 1902, also in dem Jahr, als auch Morris Michtom seinen Teddybären erfindet, entwirft Richard Steiff, der Neffe der Gründerin, den Stoffbären mit der Modellnummer 55 PB. Aber erst seit seiner Vorstellung zwei Jahre später, auf der Leipziger Spielwarenmesse 1904, entwickelt er sich zu einem Verkaufsschlager. 1907, als Morris Michtom seine Firma gründet, hat Margarete Steiff schon fast 1 Million Bären verkauft. Ob der eine Unternehmer den anderen plagiiert und ihm anschließend einen Bären aufgebunden hat? Diese Frage bleibt ungeklärt. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [215]
Einem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika traut man ja viel zu. Man traut ihm zum Beispiel zu, dass er den Grenzstreit zweier Bundesstaaten schlichtet. So geschehen im November 1902, als Theodore Roosevelt in den Süden der USA reist, um den Verlauf der Grenze zwischen Mississippi und Louisiana zu klären. Man traut dem Präsidenten weiterhin zu, dass es ihm gefiele, wenn er als Andenken an diese Reise einen Bären auf der Jagd erlegte. Doch der 26. Präsident der Vereinigten Staaten weigert sich, das zuvor gefangene Bärenjunge in Cowboy-Manier einfach abzuknallen. Auf solch eine Trophäe verzichtete er gerne. Die Tageszeitung »Washington Post« nimmt diese Episode zum Anlass, am 16. November 1902 eine Karikatur zu veröffentlichen. Clifford Berrymans Zeichnung zeigt den Präsidenten, wie er mit dem Gewehr in der Hand dem jungen Bären den Rücken zuwendet. Die Geschichte macht daraufhin im ganzen Land die Runde. Diesen kurzen Moment der öffentlichen Aufmerksamkeit wiederum nutzt der Süßwaren- und Spielzeughändler Morris Michtom. Für die Auslage seines Geschäfts in Brooklyn näht er einen kleinen Plüschbären und stellte ihn zusammen mit der Karikatur ins Schaufenster. Aus der Aufmerksamkeit der Passanten entsteht rege Nachfrage. Michtom hat einen Witz in ein Produkt verwandelt. Die Menschen kaufen auf einmal »Teddys Bären«, denn Teddy lautet die freundschaftliche Umgangsform von Theodore, dem Vornamen des Präsidenten. Der Spielwarenhändler ergreift seine Chance, spendiert dem Plüschbären noch ein paar Knopfaugen und beginnt mit der Serienproduktion unter dem Markennamen Teddys Bär. 1907 gründet er dafür sogar ein eigenes Unternehmen, die »Ideal Novelty and Toy Company«. Zur gleichen Zeit auf der anderen Seite der Erdkugel: Margarete Steiff betreibt schon seit 1874 erfolgreich ein Unternehmen im schwäbischen Giengen an der Brenz. Sie ist Schneiderin und Textilhändlerin mit mehreren Angestellten. Seit 1879 produziert sie auch Stofftiere, der erste Katalog von 1892 versammelt unter anderem Elefanten, Hunde, Katzen und Pferde. Schon 1901 wird bis in die USA exportiert. 1902, also in dem Jahr, als auch Morris Michtom seinen Teddybären erfindet, entwirft Richard Steiff, der Neffe der Gründerin, den Stoffbären mit der Modellnummer 55 PB. Aber erst seit seiner Vorstellung zwei Jahre später, auf der Leipziger Spielwarenmesse 1904, entwickelt er sich zu einem Verkaufsschlager. 1907, als Morris Michtom seine Firma gründet, hat Margarete Steiff schon fast 1 Million Bären verkauft. Ob der eine Unternehmer den anderen plagiiert und ihm anschließend einen Bären aufgebunden hat? Diese Frage bleibt ungeklärt. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.