Aufbewahrungsbehälter aus Edelmetall sind uralte Kulturgüter. Aber erst mit der Industrialisierung verbreiten sich die verzinkten Metalldosen in ganz Europa. Nach und nach werden sie zur Massenware: 1764 wird in London erstmals Tabak in Metallkanistern verkauft. Und nachdem ein französischer Koch für Napoleons Armeen im frühen 19. Jahrhundert lebensmittelechte Konservendosen erfunden hat – und damit entscheidend dazu beitrug, dass Napoleon als Sieger aus dem Russlandfeldzug hervorging –, traut sich die Menschheit, sämtliche lebenswichtigen Dinge in Blechdosen zu stecken: Kaffee, Kakao und Tee, Schokolade und Zigaretten, Kekse und Bonbons. Seit gut 150 Jahren werden Dosen in industrieller Serienproduktion aus Weißblech hergestellt. Weißblech ist ein dünnes Stahlblech, dessen Oberfläche mit Zinn beschichtet ist. Zwei Gramm Zinn pro Quadratmeter genügen, um den Stahl zu versiegeln und vor Rost zu schützen. Die Dosen eignen sich gerade im 19. Jahrhundert vorzüglich für die Verpackung aller möglichen Waren, die die Fabriken nun in immer höheren Stückzahlen verlassen, weil sie sowohl leicht als auch stabil sind und die darin aufbewahrten Produkte handlich und sicher transportiert werden können. Als es 1866 erstmals möglich wird, die Dosen auch zu bedrucken, verwandelt sich die schnöde Transportschachtel in eine attraktive Werbefläche, die ganze Schaufenster dekoriert. Besonders gerne so auffallend glänzend bedruckt, als sei sie aus Gold gefertigt, enthält ihr Inneres alltägliche Kostbarkeiten wie Cremes, Pillen oder Pflaster. Eine der wenigen Blechdosen, die den industriellen Wechsel zur Plastik- oder Pappschachtel überstanden hat, ist die charakteristische Ringdose von Leukoplast. Sie stammt aus dem Jahr 1901, als der Hamburger Apotheker Oscar Troplowitz den hygienischen, selbstklebenden Verband im Labor seiner Firma Beiersdorf entwickelt. Die Blechdose, in der Leukoplast präsentiert wurde, enthielt eine 1 Meter lange Rolle in unterschiedlichen Breiten zwischen 1 und 5 cm. Sie wird bis heute nahezu unverändert eingesetzt. Diese Ringdose mit dem typischen Stülpdeckel ist mittlerweile eine unverwechselbare Erscheinung im Regal des Apothekers und des Supermarkts. In den 50er Jahren hat der Volksmund aber noch eine andere Verbindung zwischen Blech und Leukoplast hergestellt: Der billige Kleinwagen Lloyd LP 300 wurde auf den Namen »Leukoplastbomber« getauft –Schäden an der Kunstlederverkleidung seiner Karosserie ließen sich, ähnlich wie aufgeschürfte Knie, schnell mit Leukoplast versorgen. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [228]
Aufbewahrungsbehälter aus Edelmetall sind uralte Kulturgüter. Aber erst mit der Industrialisierung verbreiten sich die verzinkten Metalldosen in ganz Europa. Nach und nach werden sie zur Massenware: 1764 wird in London erstmals Tabak in Metallkanistern verkauft. Und nachdem ein französischer Koch für Napoleons Armeen im frühen 19. Jahrhundert lebensmittelechte Konservendosen erfunden hat – und damit entscheidend dazu beitrug, dass Napoleon als Sieger aus dem Russlandfeldzug hervorging –, traut sich die Menschheit, sämtliche lebenswichtigen Dinge in Blechdosen zu stecken: Kaffee, Kakao und Tee, Schokolade und Zigaretten, Kekse und Bonbons. Seit gut 150 Jahren werden Dosen in industrieller Serienproduktion aus Weißblech hergestellt. Weißblech ist ein dünnes Stahlblech, dessen Oberfläche mit Zinn beschichtet ist. Zwei Gramm Zinn pro Quadratmeter genügen, um den Stahl zu versiegeln und vor Rost zu schützen. Die Dosen eignen sich gerade im 19. Jahrhundert vorzüglich für die Verpackung aller möglichen Waren, die die Fabriken nun in immer höheren Stückzahlen verlassen, weil sie sowohl leicht als auch stabil sind und die darin aufbewahrten Produkte handlich und sicher transportiert werden können. Als es 1866 erstmals möglich wird, die Dosen auch zu bedrucken, verwandelt sich die schnöde Transportschachtel in eine attraktive Werbefläche, die ganze Schaufenster dekoriert. Besonders gerne so auffallend glänzend bedruckt, als sei sie aus Gold gefertigt, enthält ihr Inneres alltägliche Kostbarkeiten wie Cremes, Pillen oder Pflaster. Eine der wenigen Blechdosen, die den industriellen Wechsel zur Plastik- oder Pappschachtel überstanden hat, ist die charakteristische Ringdose von Leukoplast. Sie stammt aus dem Jahr 1901, als der Hamburger Apotheker Oscar Troplowitz den hygienischen, selbstklebenden Verband im Labor seiner Firma Beiersdorf entwickelt. Die Blechdose, in der Leukoplast präsentiert wurde, enthielt eine 1 Meter lange Rolle in unterschiedlichen Breiten zwischen 1 und 5 cm. Sie wird bis heute nahezu unverändert eingesetzt. Diese Ringdose mit dem typischen Stülpdeckel ist mittlerweile eine unverwechselbare Erscheinung im Regal des Apothekers und des Supermarkts. In den 50er Jahren hat der Volksmund aber noch eine andere Verbindung zwischen Blech und Leukoplast hergestellt: Der billige Kleinwagen Lloyd LP 300 wurde auf den Namen »Leukoplastbomber« getauft –Schäden an der Kunstlederverkleidung seiner Karosserie ließen sich, ähnlich wie aufgeschürfte Knie, schnell mit Leukoplast versorgen. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.