Auch wenn Design ein Phänomen der globalisierten Moderne ist, so gibt es doch immer auch nationale Besonderheiten, die die Landesgrenzen nicht überspringen. So pflegen zum Beispiel die Deutschen traditionell eine große Vorliebe für Schokoladen-Kekse. Darum werden die Supermarktregale hierzulande ganz selbstverständlich mit vielen Produkten des Süßwarensortiments bestückt, welche man in den meisten Ländern rund um den Globus nur selten erhält. Der Keks zum Beispiel stammt aus England, wo man ihn schon im 19. Jahrhundert gerne zum Tee reichte. Im flandrischen Antwerpen wusste man diese Gebäckform auch durchaus zu schätzen. Der junge Bäcker Edouard de Beukelaer hatte sein Handwerk dort und in England erlernt. Zurück in Belgien jedoch sind die originalen englischen „cakes“ als Importe kaum erschwinglich, und bezahlbare heimische Produkte gibt es nicht. Darum entwickelt er 1850 in seiner kleinen Bäckerei eigene Rezepte für Kekse, die sich etwas länger aufbewahren lassen, ohne dadurch hart und ungenießbar zu werden. Er trifft den Geschmack seiner Kundschaft und expandiert seinen Handwerksbetrieb 1870 zu einer kleinen Keksfabrik: Die Industrialisierung erfasst auch die Herstellung von Nahrungsmitteln, denn de Beukelaer setzt in seiner Fabrik teilweise englische Maschinen ein. Für die Produktion entwirft er ein neues Serienprodukt nach dem Vorbild eines englischen Sandwichs: Einen Doppelkeks, der in seiner mittleren Schicht aus Schokolade besteht. Er widmet ihn dem belgischen Thronfolger Prinz Leopold II, dessen Vorliebe für Kuchen und Schokolade bekannt war. Weil es jedoch bei Hofe höchst unziemlich war, sich die Finger mit Schokolade zu beschmutzen, stellte der Doppelkeks die bestmögliche Lösung dar, um den verfeinerten Sitten zu genügen und dabei noch den Genuss zu steigern. Edouard de Beukelaer gaben ihm seinen Namen: „Le Petit Prince fourré“, der kleine gefüllte Prinz. Zugleich war die Fertigung mit der in England erworbenen Maschine so rationell, dass der Prinzenkeks auch für breite bürgerliche Schichten als Genussmittel erschwinglich wurde. Die internationale Expansion begann, angetrieben durch einen eigenen Pavillon auf der Weltausstellung in Antwerpen 1894. Edouard de Beukelaers Sohn baute dann mitten im deutschen Wirtschaftswunder 1955 im niederrheinischen Kempen die Keksfabrik, wo die Prinzenrolle bis heute vom Band läuft. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [244]
Auch wenn Design ein Phänomen der globalisierten Moderne ist, so gibt es doch immer auch nationale Besonderheiten, die die Landesgrenzen nicht überspringen. So pflegen zum Beispiel die Deutschen traditionell eine große Vorliebe für Schokoladen-Kekse. Darum werden die Supermarktregale hierzulande ganz selbstverständlich mit vielen Produkten des Süßwarensortiments bestückt, welche man in den meisten Ländern rund um den Globus nur selten erhält. Der Keks zum Beispiel stammt aus England, wo man ihn schon im 19. Jahrhundert gerne zum Tee reichte. Im flandrischen Antwerpen wusste man diese Gebäckform auch durchaus zu schätzen. Der junge Bäcker Edouard de Beukelaer hatte sein Handwerk dort und in England erlernt. Zurück in Belgien jedoch sind die originalen englischen „cakes“ als Importe kaum erschwinglich, und bezahlbare heimische Produkte gibt es nicht. Darum entwickelt er 1850 in seiner kleinen Bäckerei eigene Rezepte für Kekse, die sich etwas länger aufbewahren lassen, ohne dadurch hart und ungenießbar zu werden. Er trifft den Geschmack seiner Kundschaft und expandiert seinen Handwerksbetrieb 1870 zu einer kleinen Keksfabrik: Die Industrialisierung erfasst auch die Herstellung von Nahrungsmitteln, denn de Beukelaer setzt in seiner Fabrik teilweise englische Maschinen ein. Für die Produktion entwirft er ein neues Serienprodukt nach dem Vorbild eines englischen Sandwichs: Einen Doppelkeks, der in seiner mittleren Schicht aus Schokolade besteht. Er widmet ihn dem belgischen Thronfolger Prinz Leopold II, dessen Vorliebe für Kuchen und Schokolade bekannt war. Weil es jedoch bei Hofe höchst unziemlich war, sich die Finger mit Schokolade zu beschmutzen, stellte der Doppelkeks die bestmögliche Lösung dar, um den verfeinerten Sitten zu genügen und dabei noch den Genuss zu steigern. Edouard de Beukelaer gaben ihm seinen Namen: „Le Petit Prince fourré“, der kleine gefüllte Prinz. Zugleich war die Fertigung mit der in England erworbenen Maschine so rationell, dass der Prinzenkeks auch für breite bürgerliche Schichten als Genussmittel erschwinglich wurde. Die internationale Expansion begann, angetrieben durch einen eigenen Pavillon auf der Weltausstellung in Antwerpen 1894. Edouard de Beukelaers Sohn baute dann mitten im deutschen Wirtschaftswunder 1955 im niederrheinischen Kempen die Keksfabrik, wo die Prinzenrolle bis heute vom Band läuft. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.