Wer von uns wird schon einmal in einem Rolls-Royce gesessen haben? Gemessen an der Zahl aller Autos, die in Deutschland zugelassen sind, ist dieser Fall höchst unwahrscheinlich. Ganz zu schweigen davon, einen zu besitzen. Und doch verbindet jeder damit eine ganz präzise Vorstellung: Rolls-Royce ist die Bezugsgröße schlechthin für einen Qualitätsanspruch, der weit über das ökonomisch vernünftige Maß hinausragt und in den Inbegriff von Luxus umschlägt. Es ist schon längst zum geflügelten Begriff geworden, ein Produkt als den Rolls-Royce unter seinesgleichen zu bezeichnen, wenn man damit ausdrücken will, dass dieses Produkt in Wirklichkeit gerade nicht mehr zu vergleichen ist. Es ist dem Alltag entrückt und ist abgehoben, und das passt ja auch wunderbar zur geflügelten Figur, die jeden Kühlergrill ziert. Sie stammt noch aus der Zeit, als Werte in die Körper von allegorischen Figuren gegossen wurden, und trotzt seither dem Gegenwind der Zeitläufte. Seltsamerweise weiß auch jedes Kind, dass diese Kühlerfigur vom Volksmund liebevoll Emily genannt wird, obwohl ihr offizieller Titel »Spirit of Ecstasy« lautet. Die Erscheinung von Rolls-Royce altert kaum. Nur Experten können auf Anhieb die Modell auseinanderhalten. Das liegt nicht nur daran, dass man einen Rolls-Royce so selten sieht. Es liegt vor allem daran, dass ein Rolls-Royce auch heute noch so eigentümlich un-designed wirkt. Als ob das Gefährt, das vor mehr als 100 Jahren vom englischen Ingenieur Henry Royce aus großen Metallplatten zu einem Gehäuse auf vier riesigen Rädern zusammengefügt wurde, im wesentlichen unverändert wäre – nur dass es mittlerweile so oft durch den Windkanal geschoben wurde, dass die ursprünglich scharfen Ecken und Kanten ein wenig weicher geworden sind. Aber im Grunde ist der Rolls-Royce immer noch wie anno dazumal der größte anzunehmende Metallkörper, der einem im Straßenverkehrt begegnen kann. Sein Kühlergrill ist eine fast mannshohe Wand, die an einen griechischen Tempel erinnern soll, und plötzlich ragt sie neben einem an der Kreuzung auf – denn ein Rolls-Royce kommt auch so überraschend leise angerollt, das erwartet man einfach nicht bei so viel umbautem Raum auf Rädern. Da hilft nur, kühle Contenance zu wahren und so tun, als überhaupt nichts wäre. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [258]
Wer von uns wird schon einmal in einem Rolls-Royce gesessen haben? Gemessen an der Zahl aller Autos, die in Deutschland zugelassen sind, ist dieser Fall höchst unwahrscheinlich. Ganz zu schweigen davon, einen zu besitzen. Und doch verbindet jeder damit eine ganz präzise Vorstellung: Rolls-Royce ist die Bezugsgröße schlechthin für einen Qualitätsanspruch, der weit über das ökonomisch vernünftige Maß hinausragt und in den Inbegriff von Luxus umschlägt. Es ist schon längst zum geflügelten Begriff geworden, ein Produkt als den Rolls-Royce unter seinesgleichen zu bezeichnen, wenn man damit ausdrücken will, dass dieses Produkt in Wirklichkeit gerade nicht mehr zu vergleichen ist. Es ist dem Alltag entrückt und ist abgehoben, und das passt ja auch wunderbar zur geflügelten Figur, die jeden Kühlergrill ziert. Sie stammt noch aus der Zeit, als Werte in die Körper von allegorischen Figuren gegossen wurden, und trotzt seither dem Gegenwind der Zeitläufte. Seltsamerweise weiß auch jedes Kind, dass diese Kühlerfigur vom Volksmund liebevoll Emily genannt wird, obwohl ihr offizieller Titel »Spirit of Ecstasy« lautet. Die Erscheinung von Rolls-Royce altert kaum. Nur Experten können auf Anhieb die Modell auseinanderhalten. Das liegt nicht nur daran, dass man einen Rolls-Royce so selten sieht. Es liegt vor allem daran, dass ein Rolls-Royce auch heute noch so eigentümlich un-designed wirkt. Als ob das Gefährt, das vor mehr als 100 Jahren vom englischen Ingenieur Henry Royce aus großen Metallplatten zu einem Gehäuse auf vier riesigen Rädern zusammengefügt wurde, im wesentlichen unverändert wäre – nur dass es mittlerweile so oft durch den Windkanal geschoben wurde, dass die ursprünglich scharfen Ecken und Kanten ein wenig weicher geworden sind. Aber im Grunde ist der Rolls-Royce immer noch wie anno dazumal der größte anzunehmende Metallkörper, der einem im Straßenverkehrt begegnen kann. Sein Kühlergrill ist eine fast mannshohe Wand, die an einen griechischen Tempel erinnern soll, und plötzlich ragt sie neben einem an der Kreuzung auf – denn ein Rolls-Royce kommt auch so überraschend leise angerollt, das erwartet man einfach nicht bei so viel umbautem Raum auf Rädern. Da hilft nur, kühle Contenance zu wahren und so tun, als überhaupt nichts wäre. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.