»Das Produkt: Eine Telefonzelle, rot lackiertes Gusseisen, bestehend aus 450 Einzelteilen, Grundfläche 90 mal 90 Zentimeter, 2 Meter 51 hoch, 800 Kilo schwer. Seit 1880 gibt es in Großbritannien öffentliche Telefonzellen. Sie werden als »Kiosk« bezeichnet, denn das ist der architektonische Fachbegriff für einen nach mehreren Seiten geöffneten, freistehenden Pavillon. Anfangs gab es viele kleine regionale und zwei nationale Firmen mit jeweils eigenen Telefonleitungsnetzen. 1912 war nur noch »The General Post Office« als einzige Firma übrig, de facto mit einem Monopol aufs Telefonnetz. 1920 versuchte sie, mit dem Kiosk 1, kurz: »K1«, einen einheitlichen Standard für Telefonzellen im ganzen Land zu etablieren. Doch dieser Versuch misslang, wohl auch, weil das Design missfiel. 1924 schrieb das Unternehmen einen Design-Wettbewerb aus, den ein erst 22jähriger Architekt gewann: Giles Gilbert Scott, dem später noch das »Sir« verliehen wurde, Sohn des Architekten George Gilbert Scott jun. und Enkel des Architekten Sir George Gilbert Scott sen. Der ausgezeichnete Entwurf überzeugte dadurch, dass das Häuschen an drei Seiten fast vollständig verglast war. Die Streben teilten die Flächen gleichmäßig auf. Es hatte dadurch den Charakter eines zu allen Seiten offenen Pavillons. Doch der Entwurf wurde nur mit erheblichen Änderungen produziert: Scott hatte eine silberne Lackierung vorgeschlagen, aber weil schon die Briefkästen das Signal-Rot trugen, sollten auch die »K2« genannten Telefonzellen rot angestrichen werden. Ihre Herstellungskosten waren doppelt so hoch wie beim Vorgängermodell aus Beton, darum wurden fast alle 1.500 Exemplare auch nicht landesweit aufgestellt, sondern nur in London. 13 Jahre später sollte das silberne Kronjubiläum König Georgs des Fünften begangen werden. Zu diesem Anlass wurde Scott damit beauftragt, die Telefonzelle K2 zu überarbeiten. Der Jubiläums-Kiosk mit dem Namen »K6« war eine vereinfachte Version seines eigenen Entwurfs von 1924. Die Dimensionen schrumpften einige Zentimeter, vor allem in der Höhe. An die Stelle eines Dachs mit Krone trat eine sanft gewölbte Kuppel. Lüftungsschlitze verbesserten das Klima. Die drei verglasten Seiten erhielten ein moderneres Aussehen, indem die Glasscheiben durch Streben so geteilt wurden, dass jeweils in der Mitte große und an den Rändern kleine Flächen entstanden. Die Produktion begann 1936, und bis in die 80er Jahre wurden 73.000 rote Telefonhäuschen aufgestellt: In London, in Großbritannien und überall dort, wo Briten ihren Fuß hinzusetzen pflegen. So auch an Bord des Kreuzfahrtschiffs Queen Mary. Die heute noch verbliebenen 13.000 Stück werden wie Nationaldenkmäler geliebt und gepflegt als Ausdruck typisch britischen, schrulligen Eigensinns.« Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [151]
»Das Produkt: Eine Telefonzelle, rot lackiertes Gusseisen, bestehend aus 450 Einzelteilen, Grundfläche 90 mal 90 Zentimeter, 2 Meter 51 hoch, 800 Kilo schwer. Seit 1880 gibt es in Großbritannien öffentliche Telefonzellen. Sie werden als »Kiosk« bezeichnet, denn das ist der architektonische Fachbegriff für einen nach mehreren Seiten geöffneten, freistehenden Pavillon. Anfangs gab es viele kleine regionale und zwei nationale Firmen mit jeweils eigenen Telefonleitungsnetzen. 1912 war nur noch »The General Post Office« als einzige Firma übrig, de facto mit einem Monopol aufs Telefonnetz. 1920 versuchte sie, mit dem Kiosk 1, kurz: »K1«, einen einheitlichen Standard für Telefonzellen im ganzen Land zu etablieren. Doch dieser Versuch misslang, wohl auch, weil das Design missfiel. 1924 schrieb das Unternehmen einen Design-Wettbewerb aus, den ein erst 22jähriger Architekt gewann: Giles Gilbert Scott, dem später noch das »Sir« verliehen wurde, Sohn des Architekten George Gilbert Scott jun. und Enkel des Architekten Sir George Gilbert Scott sen. Der ausgezeichnete Entwurf überzeugte dadurch, dass das Häuschen an drei Seiten fast vollständig verglast war. Die Streben teilten die Flächen gleichmäßig auf. Es hatte dadurch den Charakter eines zu allen Seiten offenen Pavillons. Doch der Entwurf wurde nur mit erheblichen Änderungen produziert: Scott hatte eine silberne Lackierung vorgeschlagen, aber weil schon die Briefkästen das Signal-Rot trugen, sollten auch die »K2« genannten Telefonzellen rot angestrichen werden. Ihre Herstellungskosten waren doppelt so hoch wie beim Vorgängermodell aus Beton, darum wurden fast alle 1.500 Exemplare auch nicht landesweit aufgestellt, sondern nur in London. 13 Jahre später sollte das silberne Kronjubiläum König Georgs des Fünften begangen werden. Zu diesem Anlass wurde Scott damit beauftragt, die Telefonzelle K2 zu überarbeiten. Der Jubiläums-Kiosk mit dem Namen »K6« war eine vereinfachte Version seines eigenen Entwurfs von 1924. Die Dimensionen schrumpften einige Zentimeter, vor allem in der Höhe. An die Stelle eines Dachs mit Krone trat eine sanft gewölbte Kuppel. Lüftungsschlitze verbesserten das Klima. Die drei verglasten Seiten erhielten ein moderneres Aussehen, indem die Glasscheiben durch Streben so geteilt wurden, dass jeweils in der Mitte große und an den Rändern kleine Flächen entstanden. Die Produktion begann 1936, und bis in die 80er Jahre wurden 73.000 rote Telefonhäuschen aufgestellt: In London, in Großbritannien und überall dort, wo Briten ihren Fuß hinzusetzen pflegen. So auch an Bord des Kreuzfahrtschiffs Queen Mary. Die heute noch verbliebenen 13.000 Stück werden wie Nationaldenkmäler geliebt und gepflegt als Ausdruck typisch britischen, schrulligen Eigensinns.« Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.