Das Produkt: Ein Stuhl aus verleimtem Schichtholz, drei Beine aus 14 mm dünnem, verchromtem Stahlrohr, Sitzhöhe: 44 cm. Mit viel Fantasie erinnert die Form an eine Ameise. Jeder hat schon mal auf so einem Stuhl gesessen – denn er steht, in allen Farben, überall da herum, wo man sich schnell, unkompliziert und doch ein bischen skandinavisch setzen soll. Wenn Spionage-Affären mit Design in Verbindung gebracht werden, denken wir normalerweise an James Bond. Tatsächlich ist aber eines der berühmtesten Fotos, das in keiner Designgeschichte fehlen darf, eine Aufnahme, die aus dem richtigen Leben stammt. Denn im Jahr 1963 muss der britische Kriegsminister John Profumo zurücktreten: Er hatte sich mit dem Callgirl Christine Keeler eingelassen. Pikanterweise war sie zugleich auch dem sowjetischen Militärattaché in London zugetan. Auf dem Höhepunkt der Berichterstattung über diese brisante Mischung aus Sex, Spionage und Kaltem Krieg nimmt der Fotograf Lewis Morley eine Portraitserie von der attraktiven Frau in seinem Studio auf. Es sollten eigentlich Werbefotos für einen Film werden, und der Produzent bestand darauf, sie nackt fotografieren zu lassen, weil dies vertraglich vereinbart war. Christine Keeler wollte das nicht. Schließlich zog sie sich aus, aber sie setzte sich auf einen Stuhl und stützte ihre verschränkten Arme auf die Rückenlehne, so dass die Lehne ihre Nacktheit verbarg. Dieses Foto ging um die Welt. Bei dem Stuhl, der in diesem Foto gleichermaßen galant und erotisch als Requisit dient, handelt es sich um ein Plagiat. Man erkennt jedoch sofort, um welchen Stuhl es sich eigentlich handeln sollte: Die sogenannte Ameise des dänischen Designers und Architekten Arne Jacobsen. Die Ameise erhielt ihren Spitznamen, weil sie auf dünnen Beinchen daherkommt und weil die besonders schlanke Taille ihrer Lehne so charakteristisch für ihre Erscheinung ist wie bei dem Insekt. Arne Jacobsen entwarf den Stuhl 1951 im Alter von 49 Jahren. Er wurde ein Millionenerfolg und ist weltweit in Kantinen, Küchen und Besprechungszimmern zu finden. Ebenso oft wurden die unzähligen Plagiate verkauft, denen man die Imitation oft nicht auf den ersten Blick ansieht – wie beim Bild der Christine Keeler. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [172]
Das Produkt: Ein Stuhl aus verleimtem Schichtholz, drei Beine aus 14 mm dünnem, verchromtem Stahlrohr, Sitzhöhe: 44 cm. Mit viel Fantasie erinnert die Form an eine Ameise. Jeder hat schon mal auf so einem Stuhl gesessen – denn er steht, in allen Farben, überall da herum, wo man sich schnell, unkompliziert und doch ein bischen skandinavisch setzen soll. Wenn Spionage-Affären mit Design in Verbindung gebracht werden, denken wir normalerweise an James Bond. Tatsächlich ist aber eines der berühmtesten Fotos, das in keiner Designgeschichte fehlen darf, eine Aufnahme, die aus dem richtigen Leben stammt. Denn im Jahr 1963 muss der britische Kriegsminister John Profumo zurücktreten: Er hatte sich mit dem Callgirl Christine Keeler eingelassen. Pikanterweise war sie zugleich auch dem sowjetischen Militärattaché in London zugetan. Auf dem Höhepunkt der Berichterstattung über diese brisante Mischung aus Sex, Spionage und Kaltem Krieg nimmt der Fotograf Lewis Morley eine Portraitserie von der attraktiven Frau in seinem Studio auf. Es sollten eigentlich Werbefotos für einen Film werden, und der Produzent bestand darauf, sie nackt fotografieren zu lassen, weil dies vertraglich vereinbart war. Christine Keeler wollte das nicht. Schließlich zog sie sich aus, aber sie setzte sich auf einen Stuhl und stützte ihre verschränkten Arme auf die Rückenlehne, so dass die Lehne ihre Nacktheit verbarg. Dieses Foto ging um die Welt. Bei dem Stuhl, der in diesem Foto gleichermaßen galant und erotisch als Requisit dient, handelt es sich um ein Plagiat. Man erkennt jedoch sofort, um welchen Stuhl es sich eigentlich handeln sollte: Die sogenannte Ameise des dänischen Designers und Architekten Arne Jacobsen. Die Ameise erhielt ihren Spitznamen, weil sie auf dünnen Beinchen daherkommt und weil die besonders schlanke Taille ihrer Lehne so charakteristisch für ihre Erscheinung ist wie bei dem Insekt. Arne Jacobsen entwarf den Stuhl 1951 im Alter von 49 Jahren. Er wurde ein Millionenerfolg und ist weltweit in Kantinen, Küchen und Besprechungszimmern zu finden. Ebenso oft wurden die unzähligen Plagiate verkauft, denen man die Imitation oft nicht auf den ersten Blick ansieht – wie beim Bild der Christine Keeler. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.