Technik heißt meistens: Die Dinge werden immer kleiner. Und meistens auch immer leistungsfähiger. Manchmal werden sie nur deshalb nicht noch kleiner, weil man sie dann nicht mehr bedienen könnte. Fotokameras sind heute so klein, dass sie in tragbare Telefone eingebaut werden – und auch die sind schon ziemlich klein geworden. Die Aufgabe des Designs besteht seit etwa 50 Jahren oft darin, die Verkleinerung der Geräte in eine Vergrößerung des Nutzens zu übersetzen. So entwickelte in den 1960er Jahren das amerikanische Unternehmen Kodak eine neue Generation von Filmen für die Fotografie. Die optischen Linsen der Kamerahersteller waren schon geschrumpft, zum Beispiel bei Minox. Und die chemischen Fortschritte erlaubten es, feinkörnige Fotos in einem kleinerem Format zu schießen. Üblich war der Kleinbildfilm mit 24 Millimetern Höhe und 36 Millimetern Breite pro Bild. Das neue Pocketformat von Kodak begnügte sich 1973 mit 13 mal 17 Millimetern. Das Stichwort »Pocket« gab auch gleich das Lebensgefühl vor, das sich mit diesem neuen Format verband: Kameras für diesen Kleinstbildfilm konnten leicht werden und in die Tasche jeder Jeans passten. Der deutsche Hersteller Agfa beauftragte das Büro von Herbert Schultes und Norbert Schlagheck damit, eine Kameraserie für den Pocketfilm zu entwerfen. Ihr Entwurf kam 1974 auf den Markt: Ein flacher Riegel mit abgerundeten Kanten, der angenehm schwer in der Hand lag. Das robuste Metallgehäuse bestand aus schwarzen und silbernen Teilen. Dieses Design verdeutlichte die hochwertige Technik, die darin verpackt war, besonders im Spitzenmodell mit dem Namen »Agfamatic 4000«. Das einzige spielerische Element in der Gestaltung war der Auslöser, Sensor genannt: Eine kreisrunde, flache rote Fläche auf der Oberseite des Gehäuses. Schon ein leichter, kurzer Fingerdruck genügte fürs Auslösen, das verhinderte das Verwackeln der Aufnahmen. Seinen Spitznamen »Ritsch-Ratsch-Klick« erhielt die Kamera durch die begleitende Werbekampagne. Dieser Slogan brachte eine Technik auf den Punkt, die Agfa »Repitomatic« nannte: Wenn man eine Verriegelung am Gehäuse löste, konnte man die Kamera auseinanderziehen. Dadurch wurde das Objektiv von seinem Schutz befreit, der Film um ein Bild weiter transportiert und der Verschluss gespannt. Das war das »Ritsch-Ratsch«. Jetzt fehlte nur noch das leise »Klick« des Auslösers. Damit erfüllte die Agfa ein berühmtes Versprechen, das sich der Filmhersteller Kodak, der eigene Fotokameras produzierte, auf die Fahnen geschrieben hatte, nämlich: »You press the button, we do the rest.« Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [195]
Technik heißt meistens: Die Dinge werden immer kleiner. Und meistens auch immer leistungsfähiger. Manchmal werden sie nur deshalb nicht noch kleiner, weil man sie dann nicht mehr bedienen könnte. Fotokameras sind heute so klein, dass sie in tragbare Telefone eingebaut werden – und auch die sind schon ziemlich klein geworden. Die Aufgabe des Designs besteht seit etwa 50 Jahren oft darin, die Verkleinerung der Geräte in eine Vergrößerung des Nutzens zu übersetzen. So entwickelte in den 1960er Jahren das amerikanische Unternehmen Kodak eine neue Generation von Filmen für die Fotografie. Die optischen Linsen der Kamerahersteller waren schon geschrumpft, zum Beispiel bei Minox. Und die chemischen Fortschritte erlaubten es, feinkörnige Fotos in einem kleinerem Format zu schießen. Üblich war der Kleinbildfilm mit 24 Millimetern Höhe und 36 Millimetern Breite pro Bild. Das neue Pocketformat von Kodak begnügte sich 1973 mit 13 mal 17 Millimetern. Das Stichwort »Pocket« gab auch gleich das Lebensgefühl vor, das sich mit diesem neuen Format verband: Kameras für diesen Kleinstbildfilm konnten leicht werden und in die Tasche jeder Jeans passten. Der deutsche Hersteller Agfa beauftragte das Büro von Herbert Schultes und Norbert Schlagheck damit, eine Kameraserie für den Pocketfilm zu entwerfen. Ihr Entwurf kam 1974 auf den Markt: Ein flacher Riegel mit abgerundeten Kanten, der angenehm schwer in der Hand lag. Das robuste Metallgehäuse bestand aus schwarzen und silbernen Teilen. Dieses Design verdeutlichte die hochwertige Technik, die darin verpackt war, besonders im Spitzenmodell mit dem Namen »Agfamatic 4000«. Das einzige spielerische Element in der Gestaltung war der Auslöser, Sensor genannt: Eine kreisrunde, flache rote Fläche auf der Oberseite des Gehäuses. Schon ein leichter, kurzer Fingerdruck genügte fürs Auslösen, das verhinderte das Verwackeln der Aufnahmen. Seinen Spitznamen »Ritsch-Ratsch-Klick« erhielt die Kamera durch die begleitende Werbekampagne. Dieser Slogan brachte eine Technik auf den Punkt, die Agfa »Repitomatic« nannte: Wenn man eine Verriegelung am Gehäuse löste, konnte man die Kamera auseinanderziehen. Dadurch wurde das Objektiv von seinem Schutz befreit, der Film um ein Bild weiter transportiert und der Verschluss gespannt. Das war das »Ritsch-Ratsch«. Jetzt fehlte nur noch das leise »Klick« des Auslösers. Damit erfüllte die Agfa ein berühmtes Versprechen, das sich der Filmhersteller Kodak, der eigene Fotokameras produzierte, auf die Fahnen geschrieben hatte, nämlich: »You press the button, we do the rest.« Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.