Für die Leichtigkeit des Seins braucht es nicht viel. Einen sonnigen Nachmittag, ein paar Freunde, eine große Wiese, dazu noch ein wenig Musik, Getränke, und einen Grill. Jede Wette: Irgendeiner hat immer eine Frisbee-Scheibe dabei. Zumindest wenn die Wiese in Uni-Nähe ist, oder die Wiese gar ein Strand sein sollte. Die Frisbee-Scheibe ist DIE Verkörperung eines modernen amerikanischen Lebensstils, der jugendliche Unbekümmertheit und Lässigkeit mit Leistungsstreben vereint. Denn bis eine Frisbee wirklich cool aus der Hüfte geworfen wird und sie elegant schwebend beim Empfänger – oder bei der Empfängerin – angelangt und dort ebenfalls elegant aufgefangen wird und ebenso elegant wieder, sie wissen schon, muss man verdammt lange üben. Das galt noch viel mehr für die ersten Schwebedeckel. Als sich der 17jährige US-Amerikaner Walter Frederick Morrison und seine spätere Frau Lucile 1937 den Pappdeckel einer Popcorndose zuwarfen, kam er darauf, diese Idee einer Wurfscheibe zu verfolgen. Ein Jahr später, am Strand von Santa Monica in Kalifornien, erkannte er nicht nur, dass sich die Pappböden von Kuchen viel besser fürs kontrollierte Werfen eigneten. Er beobachtete, dass sich Kinder in der Stadt für 5 Cent Kuchen kauften und dann nur die Böden am Strand wieder für 25 Cent verkauften. Eine Marktanalyse, wie sie heute bei der Lancierung neuer Produkte üblich ist, war nicht mehr nötig. Morrison witterte seine Chance, den amerikanischen Traum zu verwirklichen, also spielerisch reich zu werden. Der Ernst des Lebens machte ihm jedoch erstmal einen Strich durch die Rechnung: Morrison wurde Pilot im Zweiten Weltkrieg und geriet vorübergehend in Gefangenschaft. Er tüftelte weiter an den Flugeigenschaften einer Wurfscheibe und entwickelte eine Form, die er aus der Halbierung des Querschnitts eines Flugzeugflügels ableitete. Nach Kriegsende brachte er gemeinsam mit einem Geschäftspartner 1948 seinen ersten Plastikdiskus auf den Markt. In Anspielung auf UFOs nannte er sein Produkt Flying Saucer, Fliegende Untertasse, und tingelte über Messen und Märkte, um es unter die Leute zu bringen. Eine verbesserte Version taufte er 1955, mittlerweile Alleinunternehmer, auf den Namen Pluto Platter, also Pluto-Platte. 1957 verkaufte er alles an den Spielzeughersteller Wham-O. Seinen Markennamen Frisbee hat die Scheibe jedoch vom Volksmund erhalten. Die Ostküsten-Studenten benannten sie Frisbee – in lautmalerischer Anlehnung an den Firmennamen eines großen Herstellers von runden Kuchen, deren Pappböden sie sich einst zugeworfen hatten. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [236]
Für die Leichtigkeit des Seins braucht es nicht viel. Einen sonnigen Nachmittag, ein paar Freunde, eine große Wiese, dazu noch ein wenig Musik, Getränke, und einen Grill. Jede Wette: Irgendeiner hat immer eine Frisbee-Scheibe dabei. Zumindest wenn die Wiese in Uni-Nähe ist, oder die Wiese gar ein Strand sein sollte. Die Frisbee-Scheibe ist DIE Verkörperung eines modernen amerikanischen Lebensstils, der jugendliche Unbekümmertheit und Lässigkeit mit Leistungsstreben vereint. Denn bis eine Frisbee wirklich cool aus der Hüfte geworfen wird und sie elegant schwebend beim Empfänger – oder bei der Empfängerin – angelangt und dort ebenfalls elegant aufgefangen wird und ebenso elegant wieder, sie wissen schon, muss man verdammt lange üben. Das galt noch viel mehr für die ersten Schwebedeckel. Als sich der 17jährige US-Amerikaner Walter Frederick Morrison und seine spätere Frau Lucile 1937 den Pappdeckel einer Popcorndose zuwarfen, kam er darauf, diese Idee einer Wurfscheibe zu verfolgen. Ein Jahr später, am Strand von Santa Monica in Kalifornien, erkannte er nicht nur, dass sich die Pappböden von Kuchen viel besser fürs kontrollierte Werfen eigneten. Er beobachtete, dass sich Kinder in der Stadt für 5 Cent Kuchen kauften und dann nur die Böden am Strand wieder für 25 Cent verkauften. Eine Marktanalyse, wie sie heute bei der Lancierung neuer Produkte üblich ist, war nicht mehr nötig. Morrison witterte seine Chance, den amerikanischen Traum zu verwirklichen, also spielerisch reich zu werden. Der Ernst des Lebens machte ihm jedoch erstmal einen Strich durch die Rechnung: Morrison wurde Pilot im Zweiten Weltkrieg und geriet vorübergehend in Gefangenschaft. Er tüftelte weiter an den Flugeigenschaften einer Wurfscheibe und entwickelte eine Form, die er aus der Halbierung des Querschnitts eines Flugzeugflügels ableitete. Nach Kriegsende brachte er gemeinsam mit einem Geschäftspartner 1948 seinen ersten Plastikdiskus auf den Markt. In Anspielung auf UFOs nannte er sein Produkt Flying Saucer, Fliegende Untertasse, und tingelte über Messen und Märkte, um es unter die Leute zu bringen. Eine verbesserte Version taufte er 1955, mittlerweile Alleinunternehmer, auf den Namen Pluto Platter, also Pluto-Platte. 1957 verkaufte er alles an den Spielzeughersteller Wham-O. Seinen Markennamen Frisbee hat die Scheibe jedoch vom Volksmund erhalten. Die Ostküsten-Studenten benannten sie Frisbee – in lautmalerischer Anlehnung an den Firmennamen eines großen Herstellers von runden Kuchen, deren Pappböden sie sich einst zugeworfen hatten. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.