»Das is nur ne Glasscheibe«, ruft der zwölfjährige Junge. Die drei anderen aus seiner Gruppe stehen noch vor der Speisekarte vom Kölsche Boor. Sie wollen wissen, was der Halve Hahn kostet. Von der Straße aus gesehen, wirken die Räume der Wirtschaft düster: Da trauen sich nur die wenigsten Schulkinder hinein, die von ihren Lehrern auf eine Rallye geschickt werden. Wie das Boot am Eigelsteintor heißt und welche Kölschmarke ihren Sitz am Eigelstein hat, lauten Fragen auf ihrem Zettel. Dass sie kein halbes Hähnchen serviert bekämen – wenn sie den Mut aufbrächten und bei der schlagfertigen Bedienung einen Halven Hahn bestellten –, haben sie schon auf der Busfahrt gelernt. Aber vom Wert eines dunklen Roggenbrötchens mit einer dicken Scheibe mittelaltem Gouda und einem Stich Butter haben sie noch keinen Begriff. Außerdem drängt die Zeit, sie wollen schließlich die Rallye gewinnen. »Boah, vier Euro siebzig!« Die Gruppe sprintet weiter. Der andere Junge, der eigentlich die nächste Aufgabe schon längst hätte lösen sollen, läuft auf dem Bürgersteig hektisch ein paar Meter rechts und links ab. »Das muss hier irgendwo sein!« Der Tonfall pendelt zwischen peinlich und verzweifelt. Kann doch nicht so schwer sein, das schmalste Haus der Stadt zu finden. Zumal die Hausnummer fest steht: 115. Zwischen 113 (ein Geschäft) und 117 (ein Drogeriemarkt). »Das is hier aber nich, hier is nur dm.« »Davor!« »Hörst du schlecht, das is nur ne Glasscheibe. Das is keine Tür. Da ist ja nichmal ein Griff dran.« »Dahinter sind aber Leute. Das is nich dm. Das muss hier sein.«
Publikation # [337]
»Das is nur ne Glasscheibe«, ruft der zwölfjährige Junge. Die drei anderen aus seiner Gruppe stehen noch vor der Speisekarte vom Kölsche Boor. Sie wollen wissen, was der Halve Hahn kostet. Von der Straße aus gesehen, wirken die Räume der Wirtschaft düster: Da trauen sich nur die wenigsten Schulkinder hinein, die von ihren Lehrern auf eine Rallye geschickt werden. Wie das Boot am Eigelsteintor heißt und welche Kölschmarke ihren Sitz am Eigelstein hat, lauten Fragen auf ihrem Zettel. Dass sie kein halbes Hähnchen serviert bekämen – wenn sie den Mut aufbrächten und bei der schlagfertigen Bedienung einen Halven Hahn bestellten –, haben sie schon auf der Busfahrt gelernt. Aber vom Wert eines dunklen Roggenbrötchens mit einer dicken Scheibe mittelaltem Gouda und einem Stich Butter haben sie noch keinen Begriff. Außerdem drängt die Zeit, sie wollen schließlich die Rallye gewinnen. »Boah, vier Euro siebzig!« Die Gruppe sprintet weiter. Der andere Junge, der eigentlich die nächste Aufgabe schon längst hätte lösen sollen, läuft auf dem Bürgersteig hektisch ein paar Meter rechts und links ab. »Das muss hier irgendwo sein!« Der Tonfall pendelt zwischen peinlich und verzweifelt. Kann doch nicht so schwer sein, das schmalste Haus der Stadt zu finden. Zumal die Hausnummer fest steht: 115. Zwischen 113 (ein Geschäft) und 117 (ein Drogeriemarkt). »Das is hier aber nich, hier is nur dm.« »Davor!« »Hörst du schlecht, das is nur ne Glasscheibe. Das is keine Tür. Da ist ja nichmal ein Griff dran.« »Dahinter sind aber Leute. Das is nich dm. Das muss hier sein.«