Gerhard Paul, emeritierter Professor für Geschichte und ihre Didaktik in Flensburg, beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Macht, die Bilder auf uns ausüben. In seinem neuen Buch widmet er sich den Bilder der NS-Diktatur. Dafür hat er 42 Bilder ausgewählt, die den Alltag zwischen 1933 und 1945 repräsentieren. In kurzen Texten analysiert er sie, erläutert ihren Zusammenhang und gibt auch Hinweise darauf, warum er sie ausgewählt hat.
Paul legt seiner Untersuchung unterschiedliche Bildertypen zugrunde: Gemälde, Fotografien, Plakate und Zeitschriftentitel. Teilweise sind es berühmt-berüchtigte Bilder (Propaganda-Plakate, der sog. Handschlag von Potsdam), teilweise sind sie kaum bekannt (z.B. ein Gruppenbild der Gestapo bei einem Ausflug).
Darunter befinden sich Schnappschüsse aus dem Alltag (bspw. von Umzügen durch Städte, die zur Anprangerung einzelner Personen dienten) genauso wie sorgfältig geplante Inszenierungen (das gestellte Foto, das die Beseitigung des Schlagbaums an der Grenze zu Polen durch Soldaten der Wehrmacht zeigt und den kriegerischen Überfall als eine heitere und gemütliche Angelegenheit verharmlost).
Einige Bilder waren darauf angelegt, dass sie ihre Wirkung über einen langen Zeitraum ausüben sollten (wie das Plakat zur Ausstellung »Entartete Kunst«, während andere nur den Moment einfangen (Sophie und Hans Scholl verabschieden sich im Kreis ihrer Freunde).
Das Ergebnis ist nicht nur eine visuelle Geschichte des Lebens in der NS-Diktatur in wenigen prägnanten Stationen. Das Buch ist auch ein herausragendes Beispiel für differenzierte und durchdringende analytische Bildkritik. Das monolithische Image der NS-Zeit, das u.a. durch Hollywood geprägt wurde (z.B. »Auf der Suche nach dem verlorenen Schatz«), wird aufgelöst in ein facettenreiches Kaleidoskop des alltäglich Unerträglichen. Ein weiterer Beleg für Hannah Arendts These von der Banalität des Bösen.
Bilder der NS-Diktatur (1)
Gerhard Paul, emeritierter Professor für Geschichte und ihre Didaktik in Flensburg, beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Macht, die Bilder auf uns ausüben. In seinem neuen Buch widmet er sich den Bilder der NS-Diktatur. Dafür hat er 42 Bilder ausgewählt, die den Alltag zwischen 1933 und 1945 repräsentieren. In kurzen Texten analysiert er sie, erläutert ihren Zusammenhang und gibt auch Hinweise darauf, warum er sie ausgewählt hat.
Paul legt seiner Untersuchung unterschiedliche Bildertypen zugrunde: Gemälde, Fotografien, Plakate und Zeitschriftentitel. Teilweise sind es berühmt-berüchtigte Bilder (Propaganda-Plakate, der sog. Handschlag von Potsdam), teilweise sind sie kaum bekannt (z.B. ein Gruppenbild der Gestapo bei einem Ausflug).
Darunter befinden sich Schnappschüsse aus dem Alltag (bspw. von Umzügen durch Städte, die zur Anprangerung einzelner Personen dienten) genauso wie sorgfältig geplante Inszenierungen (das gestellte Foto, das die Beseitigung des Schlagbaums an der Grenze zu Polen durch Soldaten der Wehrmacht zeigt und den kriegerischen Überfall als eine heitere und gemütliche Angelegenheit verharmlost).
Einige Bilder waren darauf angelegt, dass sie ihre Wirkung über einen langen Zeitraum ausüben sollten (wie das Plakat zur Ausstellung »Entartete Kunst«, während andere nur den Moment einfangen (Sophie und Hans Scholl verabschieden sich im Kreis ihrer Freunde).
Das Ergebnis ist nicht nur eine visuelle Geschichte des Lebens in der NS-Diktatur in wenigen prägnanten Stationen. Das Buch ist auch ein herausragendes Beispiel für differenzierte und durchdringende analytische Bildkritik. Das monolithische Image der NS-Zeit, das u.a. durch Hollywood geprägt wurde (z.B. »Auf der Suche nach dem verlorenen Schatz«), wird aufgelöst in ein facettenreiches Kaleidoskop des alltäglich Unerträglichen. Ein weiterer Beleg für Hannah Arendts These von der Banalität des Bösen.
WDR 5: Scala
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