Design hat uns hierher gebracht. Aber ab sofort kommen wir mit Design nicht mehr weiter. Denn unsere gegenwärtigen Formen sind untauglich. Ab sofort brauchen wir neue Formen für unsere neue Wirklichkeit. Die Aufgaben, die vor uns liegen, laufen auf einen Punkt hinaus: Wir müssen unsere neue Wirklichkeit, die digitale Zivilisation, kulturell bewältigen.
Design hilft uns nicht dabei. Denn Design ist ein Begriff für eine alte, vergangene Wirklichkeit.
Design hat das Verschwinden der vormodernen Dinge befördert. In der Gegenwart aber verschwinden die Dinge selbst. Die Gegenstände stehen uns nicht mehr entgegen. Den Dingen kommt das Gegenständliche abhanden.
Das Smartphone wird als Telefon genutzt. Als Brief. Als Fotokamera. Als Teleobjektiv. Als Weitwinkelobjektiv. Als Filmkamera. Als Blaufilter. Als Rotfilter. Als Dunkelkammer. Als Zeitung. Als Zeitschrift. Als Fernseher. Als Waage. Als Uhr. Als Herzfrequenzmesser. Als Blutdruckmesser. Als Landkarte. Als Bücherregal. Als Schreibmaschine. Als Bilderbuch. Als Taschenrechner. Als Stereoanlage. Als Radio. Als Tonbandmaschine. Als Klavier. Als Flugsimulator. Als Maschinengewehr.
All diese Gegenstände und noch unendlich viel mehr hat ein einziges Ding in sich aufgesogen. Das Smartphone ist das schwarze Loch der materiellen Kultur der Moderne.
Das Smartphone ist materiell gesehen eine Glasscheibe. Es verkörpert insofern das Transparenz-Paradigma der Moderne. Dieses Paradigma besagt, dass die verborgenen Kräfte sichtbar gemacht werden müssen durch Bloßstellen. Doch das Smartphone ist völlig undurchsichtig. Wenn wir darauf blicken, gewinnen wir keinen Durchblick. Was darin geschieht, ist undurchschaubar. Es ist eine Black Box to go.
Alles, was wir zu Gesicht bekommen, ist unser Spiegelbild. Dieser narzisstische, schwarze Spiegel ist ein Ablenkungsmanöver. Das Smartphone ist ein Ding zur Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ich projiziere meine Wünsche und Bedürfnisse darauf und bezahle mit Informationen. Es liefert mir den schnellsten Weg von Köln nach Frankfurt und suggeriert, es koste mich nichts. Es verschweigt, dass ich mit meinen Daten bezahle. Um welche Daten es sich handelt und was damit geschieht und welchen Wert sie haben, werde ich nicht erfahren.
Auszug aus dem Vortrag auf dem World Industrial Design Day, Frankfurt am Main, am 1.10.2020 im Kunstverein Familie Montez.
Demokratie, Daten und Design
Design hat uns hierher gebracht. Aber ab sofort kommen wir mit Design nicht mehr weiter. Denn unsere gegenwärtigen Formen sind untauglich. Ab sofort brauchen wir neue Formen für unsere neue Wirklichkeit. Die Aufgaben, die vor uns liegen, laufen auf einen Punkt hinaus: Wir müssen unsere neue Wirklichkeit, die digitale Zivilisation, kulturell bewältigen.
Design hilft uns nicht dabei. Denn Design ist ein Begriff für eine alte, vergangene Wirklichkeit.
Design hat das Verschwinden der vormodernen Dinge befördert. In der Gegenwart aber verschwinden die Dinge selbst. Die Gegenstände stehen uns nicht mehr entgegen. Den Dingen kommt das Gegenständliche abhanden.
Das Smartphone wird als Telefon genutzt. Als Brief. Als Fotokamera. Als Teleobjektiv. Als Weitwinkelobjektiv. Als Filmkamera. Als Blaufilter. Als Rotfilter. Als Dunkelkammer. Als Zeitung. Als Zeitschrift. Als Fernseher. Als Waage. Als Uhr. Als Herzfrequenzmesser. Als Blutdruckmesser. Als Landkarte. Als Bücherregal. Als Schreibmaschine. Als Bilderbuch. Als Taschenrechner. Als Stereoanlage. Als Radio. Als Tonbandmaschine. Als Klavier. Als Flugsimulator. Als Maschinengewehr.
All diese Gegenstände und noch unendlich viel mehr hat ein einziges Ding in sich aufgesogen. Das Smartphone ist das schwarze Loch der materiellen Kultur der Moderne.
Das Smartphone ist materiell gesehen eine Glasscheibe. Es verkörpert insofern das Transparenz-Paradigma der Moderne. Dieses Paradigma besagt, dass die verborgenen Kräfte sichtbar gemacht werden müssen durch Bloßstellen. Doch das Smartphone ist völlig undurchsichtig. Wenn wir darauf blicken, gewinnen wir keinen Durchblick. Was darin geschieht, ist undurchschaubar. Es ist eine Black Box to go.
Alles, was wir zu Gesicht bekommen, ist unser Spiegelbild. Dieser narzisstische, schwarze Spiegel ist ein Ablenkungsmanöver. Das Smartphone ist ein Ding zur Vorspiegelung falscher Tatsachen. Ich projiziere meine Wünsche und Bedürfnisse darauf und bezahle mit Informationen. Es liefert mir den schnellsten Weg von Köln nach Frankfurt und suggeriert, es koste mich nichts. Es verschweigt, dass ich mit meinen Daten bezahle. Um welche Daten es sich handelt und was damit geschieht und welchen Wert sie haben, werde ich nicht erfahren.
Auszug aus dem Vortrag auf dem World Industrial Design Day, Frankfurt am Main, am 1.10.2020 im Kunstverein Familie Montez.
Den vollständigen Vortrag auf YouTube ansehen [ab 01h 50m].
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