Corona hat das Geschehen im Design beeinflusst, wie könnte es auch anders sein. Dieser Einfluss erstreckt sich nicht nur auf wirtschaftliche Belange (wie überall, z.B. Arbeitsbedingungen, freiberufliche Einkommen, internationale Projekte). Sondern insbesondere hat Corona dazu beigetragen, dass gesellschaftliche Themen, die im Design schon länger aktuell waren, schärfer und vehementer in den Vordergrund getreten sind: Diversität, Inklusion, Nachhaltigkeit oder das Körperbild und in welcher Weise darüber überhaupt zu reden sei.
Das bedeutet beileibe nicht, dass kommerzielle Aufgaben völlig verschwinden. Es geht im Design auch weiterhin ums Verkaufen – aber nicht als übergeordnetes, alleiniges Ziel. Die Integration unterschiedlicher, auch widersprüchlicher Ansprüche ist nach wie vor charakteristisch fürs Design, sozusagen die Versöhnung von Konsum und Weltverbesserung. Aber die Legitimation nur dank kommerziellen Erfolgs ist mehr denn je fragwürdig.
Inklusion ist beispielsweise ein Anspruch, der schon immer zum Design gezählt hat. Design wollte stets für so viele Menschen wie möglich erreichbar und zugänglich sein. Gewiss hat es auch andere Kräfte im Design gegeben hat und gibt es sie noch, die auf Exklusivität Wert legen. Dennoch ist es ein Zerrbild, jegliches Design darauf zu reduzieren.
Wird das Design also jetzt politischer? Auch hier stellen wir fest: Politik zählte immer zu Design, Design hat auch Politik gemacht, von Propaganda bis zum Wahlomat oder dem Stimmzettel in der Wahlkabine. Gesellschaftspolitische Fragen stehen aber heute ganz oben auf der Tagesordnung, weil das auch für die Gesellschaft allgemein gilt. Bspw. die Debatte über westliche Hegemonie: Design wird zweifellos weltweit als ein Element der reichen westlichen Industriestaaten gesehen. Designerinnen und Designer arbeiten überall daran, sich davon zu emanzipieren und keine universellen Antworten mehr zu formulieren, die über kulturelle Unterschiede hinweggehen.
Welche Rolle wird das Ästhetische künftig spielen, geht es überhaupt noch um Schönheit durch Design? Design wird meist mit Verführung und Blendung durch eine schöne Hülle verwechselt. Ästhetik spielt selbstverständlich auch in Zukunft eine zentrale Rolle, denn die Gestaltung der ästhetischen Wirkung zählt zum Kern von Design. Aber die Ideale haben sich geändert. An die Stelle von wenigen Bezugspunkten (z.B. allgemeines Schönheitsideal, Mainstream und Subkultur) treten stärker denn je Mischungen, Collagen und Abstufungen. Die eine Norm hat immer geringere Verbindlichkeit, ganz gleich, wie sie formuliert wird. Sie wird von der Gleichzeitigkeit vieler wechselnder Bezugspunkte abgelöst.
Und zuletzt werden die Kämpfe über die Deutungshoheit, über die Rangfolge unterschiedlicher Strömungen zunehmen. Das Gesamtbild wird widersprüchlicher und uneinheitlicher. Denn auch das Verharren und Festhalten am rein kommerziellen Aufhübschen, am Design als Marketinginstrument ist deutlich sichtbar. Hier entfalten sich Techniken der Ablenkung und der Täuschung, z.B. Greenwashing. Design wird auch weiterhin dazu beitragen, nur zu simulieren, zu suggerieren und den äußeren Anschein zu erwecken.
Eine weitere Kraft ist die Machbarkeitseuphorie gegenüber digitalen Techniken, die die Wiederkehr des Second-Life-Syndroms, zur Naivität gegenüber den Folgen von Datensammlungen und zur Projektion von Heilsphantasien auf Geschichten digitalen Nomadentums befördert.
Nicht zuletzt wird uns die vormoderne Nostalgie erhalten bleiben: Die Verklärung der analogen, langsamen, übersichtlichen Zeiten mit Plattenspieler, Filmkamera, Wählscheibentelefon und Oldtimer-Autos.
Bedenklich bleibt jede Form des selbstgerechten, moralisch motivierten Aktionismus. Im Design zeigt er sich u.a. im radikalen Verzicht auf jegliche industrielle Produktion; in der Askese derer, die schon alles besessen haben und sich jederzeit wieder alles leisten könnten; und in der Verherrlichung von Strategien zur Überwindung der Realität, um die Menschheit zu erlösen.
Ausblick aufs Design 2022
Corona hat das Geschehen im Design beeinflusst, wie könnte es auch anders sein. Dieser Einfluss erstreckt sich nicht nur auf wirtschaftliche Belange (wie überall, z.B. Arbeitsbedingungen, freiberufliche Einkommen, internationale Projekte). Sondern insbesondere hat Corona dazu beigetragen, dass gesellschaftliche Themen, die im Design schon länger aktuell waren, schärfer und vehementer in den Vordergrund getreten sind: Diversität, Inklusion, Nachhaltigkeit oder das Körperbild und in welcher Weise darüber überhaupt zu reden sei.
Das bedeutet beileibe nicht, dass kommerzielle Aufgaben völlig verschwinden. Es geht im Design auch weiterhin ums Verkaufen – aber nicht als übergeordnetes, alleiniges Ziel. Die Integration unterschiedlicher, auch widersprüchlicher Ansprüche ist nach wie vor charakteristisch fürs Design, sozusagen die Versöhnung von Konsum und Weltverbesserung. Aber die Legitimation nur dank kommerziellen Erfolgs ist mehr denn je fragwürdig.
Inklusion ist beispielsweise ein Anspruch, der schon immer zum Design gezählt hat. Design wollte stets für so viele Menschen wie möglich erreichbar und zugänglich sein. Gewiss hat es auch andere Kräfte im Design gegeben hat und gibt es sie noch, die auf Exklusivität Wert legen. Dennoch ist es ein Zerrbild, jegliches Design darauf zu reduzieren.
Wird das Design also jetzt politischer? Auch hier stellen wir fest: Politik zählte immer zu Design, Design hat auch Politik gemacht, von Propaganda bis zum Wahlomat oder dem Stimmzettel in der Wahlkabine. Gesellschaftspolitische Fragen stehen aber heute ganz oben auf der Tagesordnung, weil das auch für die Gesellschaft allgemein gilt. Bspw. die Debatte über westliche Hegemonie: Design wird zweifellos weltweit als ein Element der reichen westlichen Industriestaaten gesehen. Designerinnen und Designer arbeiten überall daran, sich davon zu emanzipieren und keine universellen Antworten mehr zu formulieren, die über kulturelle Unterschiede hinweggehen.
Welche Rolle wird das Ästhetische künftig spielen, geht es überhaupt noch um Schönheit durch Design? Design wird meist mit Verführung und Blendung durch eine schöne Hülle verwechselt. Ästhetik spielt selbstverständlich auch in Zukunft eine zentrale Rolle, denn die Gestaltung der ästhetischen Wirkung zählt zum Kern von Design. Aber die Ideale haben sich geändert. An die Stelle von wenigen Bezugspunkten (z.B. allgemeines Schönheitsideal, Mainstream und Subkultur) treten stärker denn je Mischungen, Collagen und Abstufungen. Die eine Norm hat immer geringere Verbindlichkeit, ganz gleich, wie sie formuliert wird. Sie wird von der Gleichzeitigkeit vieler wechselnder Bezugspunkte abgelöst.
Und zuletzt werden die Kämpfe über die Deutungshoheit, über die Rangfolge unterschiedlicher Strömungen zunehmen. Das Gesamtbild wird widersprüchlicher und uneinheitlicher. Denn auch das Verharren und Festhalten am rein kommerziellen Aufhübschen, am Design als Marketinginstrument ist deutlich sichtbar. Hier entfalten sich Techniken der Ablenkung und der Täuschung, z.B. Greenwashing. Design wird auch weiterhin dazu beitragen, nur zu simulieren, zu suggerieren und den äußeren Anschein zu erwecken.
Eine weitere Kraft ist die Machbarkeitseuphorie gegenüber digitalen Techniken, die die Wiederkehr des Second-Life-Syndroms, zur Naivität gegenüber den Folgen von Datensammlungen und zur Projektion von Heilsphantasien auf Geschichten digitalen Nomadentums befördert.
Nicht zuletzt wird uns die vormoderne Nostalgie erhalten bleiben: Die Verklärung der analogen, langsamen, übersichtlichen Zeiten mit Plattenspieler, Filmkamera, Wählscheibentelefon und Oldtimer-Autos.
Bedenklich bleibt jede Form des selbstgerechten, moralisch motivierten Aktionismus. Im Design zeigt er sich u.a. im radikalen Verzicht auf jegliche industrielle Produktion; in der Askese derer, die schon alles besessen haben und sich jederzeit wieder alles leisten könnten; und in der Verherrlichung von Strategien zur Überwindung der Realität, um die Menschheit zu erlösen.
WDR 3: Mosaik
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