Zuerst waren die Sofortbildkameras zurück: Vor ein paar Jahren, als jeder mit seinem Smartphone gelernt hat, wunderbare Fotos aufzunehmen, entdeckten junge Menschen das alte Sofortbild für sich. Umständlich, langsam, teuer – egal. Dann kamen die Schallplatten und Kassetten zurück. Zuletzt Tonbandgeräte und analoges Fotografieren auf Film. Diese Wiederentdeckung der Technik vor der Digitalisierung hat längst auch Kunst und Design erfasst. In Düsseldorf zeigt der Kulturbahnhof Eller eine Ausstellung mit Werken von 30 Künstlerinnen und Künstlern, die eines gemeinsam haben: Sie arbeiten mit traditionellen, analogen Drucktechniken.
Worin liegt heute der Reiz traditioneller Drucktechniken? Vielleicht darin, dass die gegenwärtige Bilderflut ermüdet. Dass analoge Drucktechniken einen eigenständigen ästhetischen Reiz entfalten aus dem Zusammenspiel von handwerklicher Beherrschung, technischen Voraussetzungen und künstlerischem Ausdruck. Und nicht zuletzt ist es für manchen Menschen attraktiv, genau das zu tun, was abseits des Mainstreams liegt.
Mit digitalen Techniken lassen sich in Sekundenschnelle und auf Knopfdruck ganz bequem fast unbegrenzt Bilder in vielen Variationen erzeugen. Es scheint, also ob digitale Technik dem Gestaltungswillen keinerlei Grenzen setzt. Alles ist möglich. Analoge Technik ist demgegenüber stark einschränkend. Diese Grenzen wirken sich aber nicht monoton auf die Ergebnisse aus, sondern genau im Umgang mit diesen Voraussetzung besteht der Reiz. Die Ausstellung zeigt deutlich, dass gleiche Bedingungen zu völlig verschiedene Ausdrucksweisen führen – das klingt banal, wird aber vielfach vergessen. Z.B. wirken Lithografien von Matthias Beckmann wie federleichte Illustrationen. Sie erinnern an Comics wie bei Tim Dinter, der im Stil der ligne claire Siebdrucke von Straßenszenen zeigt. Philip Janta wiederum zeigt für den Siebdruck ungewöhnlich feine Zeichnungen, die in Weiß auf Schwarz gedruckt werden und deren Sujets an zeitgenössische Versionen des barocken Memento Mori erinnern. Ein weiteres, ebenso ungewöhnliches Beispiel für zeitgenössischen Siebdruck bilden die Arbeiten Henning Wagenbreths, der plakativ erscheinende Computergrafiken zeigt: schrill, bunt, wimmelnd und auf öffentliche Wirkung angelegt.
Die Digitalisierung bedroht das über Jahrhunderte gesammelte Wissen über das Handwerk analoger Drucktechniken. Implizites Wissen, das sich nicht in Handbüchern und Anleitungen speichern lässt, geht verloren, weil diejenigen, die das Handwerk noch gelernt haben, längst in Rente sind und die spezialisierten Betrieben schließen. Ein Grund mehr, sich diesen Verfahren zu widmen, denn ihre Nutzung auch in Kombination mit digitalen Techniken ist möglich, wie z.B. die Farbholzschnitte Joachim Feldmeiers oder die Linolschnitte Philipp Hennevogls beweisen.
Die Technik der Druckgraphik. Ausstellung im Kulturbahnhof Eller, 9. Januar bis 20. Februar 2022
Techniken der Druckgraphik
Zuerst waren die Sofortbildkameras zurück: Vor ein paar Jahren, als jeder mit seinem Smartphone gelernt hat, wunderbare Fotos aufzunehmen, entdeckten junge Menschen das alte Sofortbild für sich. Umständlich, langsam, teuer – egal. Dann kamen die Schallplatten und Kassetten zurück. Zuletzt Tonbandgeräte und analoges Fotografieren auf Film. Diese Wiederentdeckung der Technik vor der Digitalisierung hat längst auch Kunst und Design erfasst. In Düsseldorf zeigt der Kulturbahnhof Eller eine Ausstellung mit Werken von 30 Künstlerinnen und Künstlern, die eines gemeinsam haben: Sie arbeiten mit traditionellen, analogen Drucktechniken.
Worin liegt heute der Reiz traditioneller Drucktechniken? Vielleicht darin, dass die gegenwärtige Bilderflut ermüdet. Dass analoge Drucktechniken einen eigenständigen ästhetischen Reiz entfalten aus dem Zusammenspiel von handwerklicher Beherrschung, technischen Voraussetzungen und künstlerischem Ausdruck. Und nicht zuletzt ist es für manchen Menschen attraktiv, genau das zu tun, was abseits des Mainstreams liegt.
Mit digitalen Techniken lassen sich in Sekundenschnelle und auf Knopfdruck ganz bequem fast unbegrenzt Bilder in vielen Variationen erzeugen. Es scheint, also ob digitale Technik dem Gestaltungswillen keinerlei Grenzen setzt. Alles ist möglich. Analoge Technik ist demgegenüber stark einschränkend. Diese Grenzen wirken sich aber nicht monoton auf die Ergebnisse aus, sondern genau im Umgang mit diesen Voraussetzung besteht der Reiz. Die Ausstellung zeigt deutlich, dass gleiche Bedingungen zu völlig verschiedene Ausdrucksweisen führen – das klingt banal, wird aber vielfach vergessen. Z.B. wirken Lithografien von Matthias Beckmann wie federleichte Illustrationen. Sie erinnern an Comics wie bei Tim Dinter, der im Stil der ligne claire Siebdrucke von Straßenszenen zeigt. Philip Janta wiederum zeigt für den Siebdruck ungewöhnlich feine Zeichnungen, die in Weiß auf Schwarz gedruckt werden und deren Sujets an zeitgenössische Versionen des barocken Memento Mori erinnern. Ein weiteres, ebenso ungewöhnliches Beispiel für zeitgenössischen Siebdruck bilden die Arbeiten Henning Wagenbreths, der plakativ erscheinende Computergrafiken zeigt: schrill, bunt, wimmelnd und auf öffentliche Wirkung angelegt.
Die Digitalisierung bedroht das über Jahrhunderte gesammelte Wissen über das Handwerk analoger Drucktechniken. Implizites Wissen, das sich nicht in Handbüchern und Anleitungen speichern lässt, geht verloren, weil diejenigen, die das Handwerk noch gelernt haben, längst in Rente sind und die spezialisierten Betrieben schließen. Ein Grund mehr, sich diesen Verfahren zu widmen, denn ihre Nutzung auch in Kombination mit digitalen Techniken ist möglich, wie z.B. die Farbholzschnitte Joachim Feldmeiers oder die Linolschnitte Philipp Hennevogls beweisen.
Die Technik der Druckgraphik. Ausstellung im Kulturbahnhof Eller, 9. Januar bis 20. Februar 2022
WDR 5: Scala
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