Es gibt nur wenige Produkte, die vermutlich die allermeisten Menschen auf der gesamen Welt nicht nur vom Ansehen kennen, sondern auch schon verwendet haben. Der Plastikstuhl ist überall: Ob im Base Camp des Himalaya, an der Côte d’Azur, in Rio de Janeiro oder auf dem heimischen Campingplatz. Wir kennen ihn meist in der Farbe Weiß, im Baumarkt stapelt er sich, das Stück wird dort für 20 Euro angeboten. Dieser einfache Plasikstuhl wird Monobloc genannt. Er ist für uns so allgegenwärtig, dass wir ihn überhaupt nicht wahrnehmen. Dem Dokumentarfilmer Hauke Wendler ist es anders gegangen, er hat seinen Blick auf den Monobloc gerichtet und wollte mehr über dieses Stück Alltagskultur herausfinden.
Der Monobloc ist der Inbegriff aller Versprechen der industriellen Moderne und des Designs: leicht und mobil; für viele Menschen erschwinglich; universell einsetzbar und ohne eigenen Stil; stapelbar und (ursprünglich) stabil. Er wird wird vollautomatisch in 50 Sekunden produziert, ohne jedes händische Zutun in einem Stück aus Plastik spritzgegossen – auch das eine Erfüllung des Versprechens der Moderne, den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Der Franzose Henry Massonnet nimmt für sich in Anspruch, den Monobloc erfunden zu haben. Aber weil er ihn nicht patentieren ließ, kann er überall produziert werden. Ein weiterer Punkt, der dem Ideal der Moderne genügt. Klingt das nicht alles nach dem Ideal eines Bauhaus-Stuhls?
Aber der Monobloc steht bei uns doch meist für das genaue Gegenteil. Er gilt oft als unansehnliches, eines zivilisierten Lebensstils unwürdiges Wegwerfmöbel. Ein Missverständnis?
Tatsächlich zeigen sich am Monobloc die Widersprüche der Moderne wie bei kaum einen anderen Gegenstand. In westlichen Industriegesellschaften wird er meist allein auf die Bewertung aus ästhetischer Perspektive reduziert. Der Dokumentarfilm zeigt jedoch, dass auch andere Perspektiven berechtigt sind. In Afrika wird er als Bestandteil für einen Rollstuhl gebraucht, den Menschen als Geschenk erhalten, die sich keinen anderen Rollstuhl leisten können. In Indien hat er zum Kulturwandel im Mittelstand geführt, weshalb mehrere hundert Millionen Menschen dort jetzt Stühle zum Sitzen nutzen – ohne Monobloc würden sie nach Alternativen suchen. In Brasilien wird er sortenrein und fast vollständig wiederverwendet.
Ein sehenswerter Film: Mitten am Geschehen, nah an den Menschen, einfühlsam und facettenreich. Kein Lobgesang, sondern eine engagierter Impuls zum Hinsehen und Nachdenken.
Monobloc: Ein Dokumentarfilm von Hauke Wendler
Es gibt nur wenige Produkte, die vermutlich die allermeisten Menschen auf der gesamen Welt nicht nur vom Ansehen kennen, sondern auch schon verwendet haben. Der Plastikstuhl ist überall: Ob im Base Camp des Himalaya, an der Côte d’Azur, in Rio de Janeiro oder auf dem heimischen Campingplatz. Wir kennen ihn meist in der Farbe Weiß, im Baumarkt stapelt er sich, das Stück wird dort für 20 Euro angeboten. Dieser einfache Plasikstuhl wird Monobloc genannt. Er ist für uns so allgegenwärtig, dass wir ihn überhaupt nicht wahrnehmen. Dem Dokumentarfilmer Hauke Wendler ist es anders gegangen, er hat seinen Blick auf den Monobloc gerichtet und wollte mehr über dieses Stück Alltagskultur herausfinden.
Der Monobloc ist der Inbegriff aller Versprechen der industriellen Moderne und des Designs: leicht und mobil; für viele Menschen erschwinglich; universell einsetzbar und ohne eigenen Stil; stapelbar und (ursprünglich) stabil. Er wird wird vollautomatisch in 50 Sekunden produziert, ohne jedes händische Zutun in einem Stück aus Plastik spritzgegossen – auch das eine Erfüllung des Versprechens der Moderne, den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Der Franzose Henry Massonnet nimmt für sich in Anspruch, den Monobloc erfunden zu haben. Aber weil er ihn nicht patentieren ließ, kann er überall produziert werden. Ein weiterer Punkt, der dem Ideal der Moderne genügt. Klingt das nicht alles nach dem Ideal eines Bauhaus-Stuhls?
Aber der Monobloc steht bei uns doch meist für das genaue Gegenteil. Er gilt oft als unansehnliches, eines zivilisierten Lebensstils unwürdiges Wegwerfmöbel. Ein Missverständnis?
Tatsächlich zeigen sich am Monobloc die Widersprüche der Moderne wie bei kaum einen anderen Gegenstand. In westlichen Industriegesellschaften wird er meist allein auf die Bewertung aus ästhetischer Perspektive reduziert. Der Dokumentarfilm zeigt jedoch, dass auch andere Perspektiven berechtigt sind. In Afrika wird er als Bestandteil für einen Rollstuhl gebraucht, den Menschen als Geschenk erhalten, die sich keinen anderen Rollstuhl leisten können. In Indien hat er zum Kulturwandel im Mittelstand geführt, weshalb mehrere hundert Millionen Menschen dort jetzt Stühle zum Sitzen nutzen – ohne Monobloc würden sie nach Alternativen suchen. In Brasilien wird er sortenrein und fast vollständig wiederverwendet.
Ein sehenswerter Film: Mitten am Geschehen, nah an den Menschen, einfühlsam und facettenreich. Kein Lobgesang, sondern eine engagierter Impuls zum Hinsehen und Nachdenken.
WDR 3: Mosaik
+++
Wenn Sie dazu mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.