»We Want You!« Wir wollen Dich! Mit diesem Appell wendet sich das Museum Folkwang an die Öffentlichkeit. Denn so lautet der Titel der neuen Ausstellung des Deutschen Plakatmuseums, das seit einigen Jahren zum Museum Folkwang gehört. »We Want You!« – damit ist nicht nur das Publikum gemeint, dass in die Ausstellung strömen soll. Dieser Aufruf beschreibt präzise die Kernaufgabe von Plakaten: Wer ein Plakat aufhängt, will unsere Aufmerksamkeit, unser Geld, unsere Zustimmung, unsere Sympathie. Mehr als 300 Plakate hat das Museum aus seinen Beständen ausgewählt, damit wir auf dieses Werbemedium blicken. Ein umfassender Überblick über die Geschichte des Plakats von seinen Anfängen bis in die Gegenwart.
Die Anfänge des Plakats im 19. Jahrhundert waren ein wildes und chaotisches Durcheinander. Die Industrialisierung führt zu sprunghaft wachsenden Städten. Dort wuchs zugleich der Bedarf nach Information. Daraus entstand zunehmen ein kommerzieller Markt. Gleichzeitig verbilligten sich Kosten für Papier und Farbe. Zudem wurden Drucktechniken durch den Einsatz der Maschinen einfacher. Die Plakate wurden wild geklebt, wo Platz war, und in kurzer Zeit überklebt von der Konkurrenz. Die Einführung der Litfaßsäule 1855 in Berlin erzeugte ein staatlich sanktioniertes, kommerzielles Monopol für das Plakat im öffentlichen Raum.
Seine erste Blüte erlebt das Plakat bis zum Ersten Weltkrieg. Erstmals in der Menschheitsgeschichte sind flächendeckend überall für die Bevölkerung in den Städten farbige Bilder zu sehen. Um 1900 verbreitet sich eine Euphorie: Das Plakat verwandelt die Straße in eine öffentliche Galerie. Aber bald macht sich Ernüchterung breit: Die kommerziellen Interessen drängen sich in den Vordergrund und verdrängen die sittliche und ästhetische Bildung.
Die zweite Blüte entfaltet sich bis zum Zweiten Weltkrieg: Das Plakat wird zum Leitmedium mit der höchsten öffentlichen Präsenz. Die Kommunikation mit Plakaten durchläuft eine Professionalisierung: Ausbildungsstätten für Gebrauchsgrafiker öffnen ihre Türen, wissenschaftliche Methoden für gestalterische und Platzierungsfragen fassen Fuß, neue Agenturen planen medienübergreifende Kampagnen. Es bilden sich vielfältige gestalterische Stile heraus, angetrieben auch durch die junge Technik der Fotografie oder die gestalterische Haltung der sog. Neuen Sachlichkeit und Neuen Typografie. Daneben etablieren sich stärker dekorative Ausdrucksformen wie der Jugendstil (Art Nouveau in Frankreich und Belgien, Secessionsstil in Österreich) und Art Déco. John Heartfield integriert unterschiedliche Elemente in neuartigen Montagen.
Ab den 1950er Jahren lösen Radio und Fernsehen das Plakat als Leitmedium ab. Die industrialisierten Gesellschaften verwandeln sich in Konsumgesellschaften des Überflusses und der Verschwendung. Gleichzeitig senkt sich der Eiserne Vorhang und trennt die Welt in westliche und östliche Einfluss-Sphären.
Heute äußert sich der Protest gegen aufdringliche Werbeflut z.B. in Adbusting: Plakate werden spontan verfremdet – als ob erneut eine Phase des wilden Klebens begonnen hätte. Aber auch politischer Protest (z.B. in Russland) zeigt sich weltweit im ungenehmigtes Veröffentlichen von anonymen Plakaten.
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Wenn Sie dazu mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
We Want You im Plakatmuseum Essen
»We Want You!« Wir wollen Dich! Mit diesem Appell wendet sich das Museum Folkwang an die Öffentlichkeit. Denn so lautet der Titel der neuen Ausstellung des Deutschen Plakatmuseums, das seit einigen Jahren zum Museum Folkwang gehört. »We Want You!« – damit ist nicht nur das Publikum gemeint, dass in die Ausstellung strömen soll. Dieser Aufruf beschreibt präzise die Kernaufgabe von Plakaten: Wer ein Plakat aufhängt, will unsere Aufmerksamkeit, unser Geld, unsere Zustimmung, unsere Sympathie. Mehr als 300 Plakate hat das Museum aus seinen Beständen ausgewählt, damit wir auf dieses Werbemedium blicken. Ein umfassender Überblick über die Geschichte des Plakats von seinen Anfängen bis in die Gegenwart.
Die Anfänge des Plakats im 19. Jahrhundert waren ein wildes und chaotisches Durcheinander. Die Industrialisierung führt zu sprunghaft wachsenden Städten. Dort wuchs zugleich der Bedarf nach Information. Daraus entstand zunehmen ein kommerzieller Markt. Gleichzeitig verbilligten sich Kosten für Papier und Farbe. Zudem wurden Drucktechniken durch den Einsatz der Maschinen einfacher. Die Plakate wurden wild geklebt, wo Platz war, und in kurzer Zeit überklebt von der Konkurrenz. Die Einführung der Litfaßsäule 1855 in Berlin erzeugte ein staatlich sanktioniertes, kommerzielles Monopol für das Plakat im öffentlichen Raum.
Seine erste Blüte erlebt das Plakat bis zum Ersten Weltkrieg. Erstmals in der Menschheitsgeschichte sind flächendeckend überall für die Bevölkerung in den Städten farbige Bilder zu sehen. Um 1900 verbreitet sich eine Euphorie: Das Plakat verwandelt die Straße in eine öffentliche Galerie. Aber bald macht sich Ernüchterung breit: Die kommerziellen Interessen drängen sich in den Vordergrund und verdrängen die sittliche und ästhetische Bildung.
Die zweite Blüte entfaltet sich bis zum Zweiten Weltkrieg: Das Plakat wird zum Leitmedium mit der höchsten öffentlichen Präsenz. Die Kommunikation mit Plakaten durchläuft eine Professionalisierung: Ausbildungsstätten für Gebrauchsgrafiker öffnen ihre Türen, wissenschaftliche Methoden für gestalterische und Platzierungsfragen fassen Fuß, neue Agenturen planen medienübergreifende Kampagnen. Es bilden sich vielfältige gestalterische Stile heraus, angetrieben auch durch die junge Technik der Fotografie oder die gestalterische Haltung der sog. Neuen Sachlichkeit und Neuen Typografie. Daneben etablieren sich stärker dekorative Ausdrucksformen wie der Jugendstil (Art Nouveau in Frankreich und Belgien, Secessionsstil in Österreich) und Art Déco. John Heartfield integriert unterschiedliche Elemente in neuartigen Montagen.
Ab den 1950er Jahren lösen Radio und Fernsehen das Plakat als Leitmedium ab. Die industrialisierten Gesellschaften verwandeln sich in Konsumgesellschaften des Überflusses und der Verschwendung. Gleichzeitig senkt sich der Eiserne Vorhang und trennt die Welt in westliche und östliche Einfluss-Sphären.
Heute äußert sich der Protest gegen aufdringliche Werbeflut z.B. in Adbusting: Plakate werden spontan verfremdet – als ob erneut eine Phase des wilden Klebens begonnen hätte. Aber auch politischer Protest (z.B. in Russland) zeigt sich weltweit im ungenehmigtes Veröffentlichen von anonymen Plakaten.
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