Otl Aicher Otl Aicher (1922–1991) zählt zu den weltweit einflussreichsten Designern des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren zutiefst politisch und moralisch, und gleichzeitig haben sie den Alltag vieler Menschen völlig unaufdringlich beeinflusst. Er entwarf mit seinem Team das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele von München 1972 als zivilen, humanistischen Gegenentwurf gegen die Nazi-Spiele von Berlin 1936. Dafür entwickelte Aicher die stilbildenden Piktogramme auf geometrischer Grundlage für die universelle Verständigung jenseits sprachlicher Barrieren. Sein Erscheinungsbild für die Lufthansa hat die Wahrnehmung der Airline jahrzehntelang geprägt. Für das Design und das Selbstverständnis von Unternehmen wie bulthaup, ERCO oder FSB hat Aicher maßgebliche Impulse geliefert.
Otl Aicher (1922-1991) ranks among the world’s most influential designers of the 20th century. His works were deeply political and moral, and at the same time they influenced the everyday life of many people in a completely unobtrusive way. He and his team designed the appearance of the 1972 Munich Olympics as a civil, humanistic counter-design to the Nazi Games of Berlin in 1936, for which Aicher developed the style-defining pictograms on a geometric basis for universal understanding beyond linguistic barriers. His appearance for Lufthansa has shaped the perception of the airline for decades. For the design and self-image of companies such as bulthaup, ERCO or FSB, Aicher has provided significant impetus.
Aicher als Mitgründer der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm / Aicher as co-founder of the Ulm School of Design (HfG) Otl Aicher war wesentlich dafür verantwortlich, dass die von ihm gemeinsam mit Inge Scholl und Max Bill gegründete HfG Ulm (1953–1968) zur wichtigsten Designhochschule des 20. Jahrhunderts geworden ist. Er bestand darauf, dass Design nicht als Lösung für ästhetische, sondern für gesellschaftliche Aufgaben zu verstehen ist. Als Freund der Familie von Sophie und Hans Scholl, den studentischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis, und als Ehemann Inge Scholls war Otl Aicher davon überzeugt, dass Design einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung einer friedlichen, freiheitlichen und emanzipierten Gesellschaft leisten muss. Diesem Ziel verpflichtete sich die HfG Ulm. Industrielle Produkte sollten das alltägliche Leben von so vielen Menschen wie möglich verbessern. Medien sollten sachlich und überzeugend informieren. Aicher vertrat die zutiefst humanistische Position, dass die Menschen sich vernünftig verhalten, wenn sie sachlich informiert werden und in einem Umfeld leben, das auf rationalen Gründen beruht.
Otl Aicher was essentially responsible for establishing the HfG Ulm (1953-1968), which he founded together with Inge Scholl and Max Bill, as the most important design school of the 20th century. He insisted that design should not be understood as a solution to aesthetic but to societal challenges. As a friend of the family of Sophie and Hans Scholl, the student resistance activists against the Nazis, and as Inge Scholl’s husband, Otl Aicher was convinced that design must make a fundamental contribution to the development of a peaceful, free and emancipated society. HfG Ulm was committed to this goal. Industrial products should improve the everyday lives of as many people as possible. Media should inform factually and convincingly. Aicher held the profoundly humanistic position that people behave reasonably when they are informed factually and live in an environment based on rational grounds.
Hans G. Conrads Bilder von Aicher in Ulm / Hans G. Conrad’s images of Aicher in Ulm Der Schweizer Hans G. Conrad (1926–2003) war der erste HfG-Student. Er dokumentierte als Fotograf den Aufbau der HfG Ulm und die ersten Jahre bis 1957. In dieser Zeit entstand gemeinsam mit Aicher das Messestand-System für Braun, in dem 1955 der legendäre Schneewittchensarg präsentiert wurde. Nach seinem Studium wirkte Conrad an einflussreichen Positionen für die Gestaltung der modernen Bundesrepublik, vielfach in Kooperation mit Aicher (Braun, Lufthansa, Olympische Spiele 1972).
Nach dem 2021 erschienenen Buch »Interaction of Albers«, in dem sämtliche Bilder Conrads aus der Grundlehre von Josef Albers an der HfG Ulm (1953/54 und 1955) veröffentlicht sind, handelt es sich bei »aicher in ulm« um den zweiten Band der Reihe mit Bildern von Hans G. Conrad aus dem Kontext der Hochschule für Gestaltung Ulm. Daraus entsteht ein lebendiger und facettenreicher Eindruck von Aichers vielfältigem Wirken an der HfG, u.a. mit Entwürfen für Braun, in der Lehre bei Josef Albers und Walter Peterhans oder mit Kollegen und Gästen wie Tomás Maldonado, Max Bense, Herbert Bayer, Norbert Wiener oder Theodor Heuss.
In einem umfangreichen Essay beschreibt Thilo Koenig den fotografischen Horizont der 1950er Jahre. Zudem enthält das Buch zwei bisher unveröffentlichte Originaltexte Otl Aichers aus dem Jahr 1962, die seine Haltung zum Design nachvollziehbar machen.
The Swiss Hans G. Conrad (1926-2003) was the first HfG student. As a photographer, he documented the founding of the HfG Ulm and its first years until 1957. During this time, he and Aicher created the trade fair stand system for Braun, in which the legendary Snow White coffin was presented in 1955. After his studies, Conrad worked on influential positions for the design of the modern Federal Republic, often in cooperation with Aicher (Braun, Lufthansa, 1972 Olympic Games).
After the book „Interaction of Albers“ published in 2021, in which all of Conrad’s images from the foundation course of Josef Albers at the HfG Ulm (1953/54 and 1955) are published, „aicher in ulm“ is the second volume in the series with images by Hans G. Conrad from the context of the Ulm School of Design. From it emerges a lively and multifaceted impression of Aicher’s manifold impact at the HfG, including designs for Braun, studying with Josef Albers and Walter Peterhans, or working with colleagues and guests such as Tomás Maldonado, Max Bense, Herbert Bayer, Norbert Wiener, and Theodor Heuss.
In an extensive essay, Thilo Koenig describes the photographic horizon of the 1950s. In addition, the book contains two previously unpublished original texts by Otl Aicher from 1962 that make his attitude to design comprehensible.
René Spitz (Hg.): Hans G. Conrad, aicher in ulm. Mit zwei Texten von Otl Aicher und einem Essay von Thilo Koenig. Texte in deutscher und englischer Sprache. 304 Seiten, 420 Abbbildungen, Leinenbindung. Gestaltung: Petra Hollenbach. Grafische Assistenz: Mareena von Cube. Bildbearbeitung: Thomas Wildermuth.
With two texts by Otl Aicher and an essay by Thilo Koenig. Texts in German and English. 304 pages, 420 images, clothbound. Design: Petra Hollenbach. Graphic assistance: Mareena von Cube. Image editing and processing: Thomas Wildermuth.
Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln/Cologne 2023. 78 EUR. ISBN 978-3-7533-0459-5.
Beide Veröffentlichungen wurden ermöglicht durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie die Stiftung Hochschule für Gestaltung Ulm.
Both publications were made possible by the Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Foundation and the Ulm School of Design Foundation.
Hans G. Conrad: aicher in ulm
Der zweite Band der Reihe mit Bildern von Hans G. Conrad ist am 15. August 2023 erschienen.
The second volume of the series with images by Hans G. Conrad was published on August 15, 2023.
Otl Aicher
Otl Aicher (1922–1991) zählt zu den weltweit einflussreichsten Designern des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren zutiefst politisch und moralisch, und gleichzeitig haben sie den Alltag vieler Menschen völlig unaufdringlich beeinflusst. Er entwarf mit seinem Team das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele von München 1972 als zivilen, humanistischen Gegenentwurf gegen die Nazi-Spiele von Berlin 1936. Dafür entwickelte Aicher die stilbildenden Piktogramme auf geometrischer Grundlage für die universelle Verständigung jenseits sprachlicher Barrieren. Sein Erscheinungsbild für die Lufthansa hat die Wahrnehmung der Airline jahrzehntelang geprägt. Für das Design und das Selbstverständnis von Unternehmen wie bulthaup, ERCO oder FSB hat Aicher maßgebliche Impulse geliefert.
Otl Aicher (1922-1991) ranks among the world’s most influential designers of the 20th century. His works were deeply political and moral, and at the same time they influenced the everyday life of many people in a completely unobtrusive way. He and his team designed the appearance of the 1972 Munich Olympics as a civil, humanistic counter-design to the Nazi Games of Berlin in 1936, for which Aicher developed the style-defining pictograms on a geometric basis for universal understanding beyond linguistic barriers. His appearance for Lufthansa has shaped the perception of the airline for decades. For the design and self-image of companies such as bulthaup, ERCO or FSB, Aicher has provided significant impetus.
Aicher als Mitgründer der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm / Aicher as co-founder of the Ulm School of Design (HfG)
Otl Aicher war wesentlich dafür verantwortlich, dass die von ihm gemeinsam mit Inge Scholl und Max Bill gegründete HfG Ulm (1953–1968) zur wichtigsten Designhochschule des 20. Jahrhunderts geworden ist. Er bestand darauf, dass Design nicht als Lösung für ästhetische, sondern für gesellschaftliche Aufgaben zu verstehen ist.
Als Freund der Familie von Sophie und Hans Scholl, den studentischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis, und als Ehemann Inge Scholls war Otl Aicher davon überzeugt, dass Design einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung einer friedlichen, freiheitlichen und emanzipierten Gesellschaft leisten muss. Diesem Ziel verpflichtete sich die HfG Ulm. Industrielle Produkte sollten das alltägliche Leben von so vielen Menschen wie möglich verbessern. Medien sollten sachlich und überzeugend informieren. Aicher vertrat die zutiefst humanistische Position, dass die Menschen sich vernünftig verhalten, wenn sie sachlich informiert werden und in einem Umfeld leben, das auf rationalen Gründen beruht.
Otl Aicher was essentially responsible for establishing the HfG Ulm (1953-1968), which he founded together with Inge Scholl and Max Bill, as the most important design school of the 20th century. He insisted that design should not be understood as a solution to aesthetic but to societal challenges.
As a friend of the family of Sophie and Hans Scholl, the student resistance activists against the Nazis, and as Inge Scholl’s husband, Otl Aicher was convinced that design must make a fundamental contribution to the development of a peaceful, free and emancipated society. HfG Ulm was committed to this goal. Industrial products should improve the everyday lives of as many people as possible. Media should inform factually and convincingly. Aicher held the profoundly humanistic position that people behave reasonably when they are informed factually and live in an environment based on rational grounds.
Hans G. Conrads Bilder von Aicher in Ulm / Hans G. Conrad’s images of Aicher in Ulm
Der Schweizer Hans G. Conrad (1926–2003) war der erste HfG-Student. Er dokumentierte als Fotograf den Aufbau der HfG Ulm und die ersten Jahre bis 1957. In dieser Zeit entstand gemeinsam mit Aicher das Messestand-System für Braun, in dem 1955 der legendäre Schneewittchensarg präsentiert wurde. Nach seinem Studium wirkte Conrad an einflussreichen Positionen für die Gestaltung der modernen Bundesrepublik, vielfach in Kooperation mit Aicher (Braun, Lufthansa, Olympische Spiele 1972).
Nach dem 2021 erschienenen Buch »Interaction of Albers«, in dem sämtliche Bilder Conrads aus der Grundlehre von Josef Albers an der HfG Ulm (1953/54 und 1955) veröffentlicht sind, handelt es sich bei »aicher in ulm« um den zweiten Band der Reihe mit Bildern von Hans G. Conrad aus dem Kontext der Hochschule für Gestaltung Ulm. Daraus entsteht ein lebendiger und facettenreicher Eindruck von Aichers vielfältigem Wirken an der HfG, u.a. mit Entwürfen für Braun, in der Lehre bei Josef Albers und Walter Peterhans oder mit Kollegen und Gästen wie Tomás Maldonado, Max Bense, Herbert Bayer, Norbert Wiener oder Theodor Heuss.
In einem umfangreichen Essay beschreibt Thilo Koenig den fotografischen Horizont der 1950er Jahre. Zudem enthält das Buch zwei bisher unveröffentlichte Originaltexte Otl Aichers aus dem Jahr 1962, die seine Haltung zum Design nachvollziehbar machen.
The Swiss Hans G. Conrad (1926-2003) was the first HfG student. As a photographer, he documented the founding of the HfG Ulm and its first years until 1957. During this time, he and Aicher created the trade fair stand system for Braun, in which the legendary Snow White coffin was presented in 1955. After his studies, Conrad worked on influential positions for the design of the modern Federal Republic, often in cooperation with Aicher (Braun, Lufthansa, 1972 Olympic Games).
After the book „Interaction of Albers“ published in 2021, in which all of Conrad’s images from the foundation course of Josef Albers at the HfG Ulm (1953/54 and 1955) are published, „aicher in ulm“ is the second volume in the series with images by Hans G. Conrad from the context of the Ulm School of Design. From it emerges a lively and multifaceted impression of Aicher’s manifold impact at the HfG, including designs for Braun, studying with Josef Albers and Walter Peterhans, or working with colleagues and guests such as Tomás Maldonado, Max Bense, Herbert Bayer, Norbert Wiener, and Theodor Heuss.
In an extensive essay, Thilo Koenig describes the photographic horizon of the 1950s. In addition, the book contains two previously unpublished original texts by Otl Aicher from 1962 that make his attitude to design comprehensible.
René Spitz (Hg.): Hans G. Conrad, aicher in ulm.
Mit zwei Texten von Otl Aicher und einem Essay von Thilo Koenig. Texte in deutscher und englischer Sprache. 304 Seiten, 420 Abbbildungen, Leinenbindung. Gestaltung: Petra Hollenbach. Grafische Assistenz: Mareena von Cube. Bildbearbeitung: Thomas Wildermuth.
With two texts by Otl Aicher and an essay by Thilo Koenig. Texts in German and English. 304 pages, 420 images, clothbound. Design: Petra Hollenbach. Graphic assistance: Mareena von Cube. Image editing and processing: Thomas Wildermuth.
Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln/Cologne 2023. 78 EUR. ISBN 978-3-7533-0459-5.
Beide Veröffentlichungen wurden ermöglicht durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie die Stiftung Hochschule für Gestaltung Ulm.
Both publications were made possible by the Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Foundation and the Ulm School of Design Foundation.
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