Wer sich auf den Weg macht, braucht ein Zeichen, das ihm Orientierung gibt. So wie der Stern von Bethlehem, der den Reisenden über die Sprachbarrieren hinweg den Weg wies. Erstaunlicherweise machte sich die Moderne diese einfache Beziehung zwischen einer allgemeinverständlichen, figürlichen Abbildung und ihrer Bedeutung erst im zwanzigsten Jahrhundert zunutze. Ihre Entwicklung geht nicht auf einen Grafiker zurück, wie man meinen könnte, sondern auf den 1882 geborenen österreichischen Philosophen und Wirtschaftswissenschaftler Otto Neurath. Er wollte eine einheitliche, für alle Menschen gleichermaßen verständliche Universalsprache schaffen, die sowohl wissenschaftliche als auch alltägliche Begriffe enthalten sollte. Als Direktor des Wiener Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums suchte er nach einer Methode, statistische Ergebnisse mit Hilfe von Bildern zu veranschaulichen. Dafür arbeitete er mit dem aus Remscheid stammenden Grafiker Gerd Arntz zusammen. Sie wollten es allen Menschen ermöglichen, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge zu verstehen, ohne dafür studiert zu haben. Gemeinsam entwickelten sie in den dreißiger Jahren eine Bildersprache, die sie Isotype nannten, eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben von »International System of Typographic Picture Education« ergab, auf deutsch: Internationales System der Erziehung durch Bilder. Dieser sozialkritische Ansatz wurde dreißig Jahre lang nicht weiter verfolgt. Erst Anfang der sechziger Jahre griff der japanische Grafiker Katsumi Masaru darauf zurück, als er ein System aus Bildzeichen für die Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio entwarf. Die vielen westlichen Sportler, Funktionäre, Journalisten und Zuschauer benötigten eine Beschilderung ihrer Wege, die sie verstehen konnten, auch ohne japanische Schriftzeichen lesen zu können. Wenn wir uns heute auf den Weg machen, ist es höchst wahrscheinlich, dass wir einem solchen Bildzeichen, das die Fachleute Piktogramm nennen, begegnen. In der Schule und in der Verwaltung sind die Toiletten mit Strichmännchen für Männer und Frauen ausgeschildert. Am Bahnhof, in der Autobahnraststätte und im Flughafen mehren sich diese Zeichen. Besonders dort, wo viele Menschen aus vielen Ländern zusammenströmen: In großen Messhallen und Sportstadien. Die heute gebräuchlichen Piktogramme gehen auf das umfassende System des deutschen Designers Otl Aicher zurück. Für die Olympischen Spiele in München 1972 entwickelte er eine sachliche, reduzierte Darstellungsweise, die das Wesentliche einer sportlichen Bewegung erfasst. Seine Strichmännchen für Läufer, Fußballer, Handballer und Fechter sind unnachahmlich in ihrer Eindeutigkeit. Dem gesamten Entwurf liegt ein strenges Raster zugrunde. Und überraschenderweise sind die Zeichen am besten gelungen, bei denen Otl Aicher die geometrische Strenge von Hand korrigiert und seinen Strichmännchen erlaubt hat, sich eine Spurbreite außerhalb des Rasters zu tummeln. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Publikation # [178]
Wer sich auf den Weg macht, braucht ein Zeichen, das ihm Orientierung gibt. So wie der Stern von Bethlehem, der den Reisenden über die Sprachbarrieren hinweg den Weg wies. Erstaunlicherweise machte sich die Moderne diese einfache Beziehung zwischen einer allgemeinverständlichen, figürlichen Abbildung und ihrer Bedeutung erst im zwanzigsten Jahrhundert zunutze. Ihre Entwicklung geht nicht auf einen Grafiker zurück, wie man meinen könnte, sondern auf den 1882 geborenen österreichischen Philosophen und Wirtschaftswissenschaftler Otto Neurath. Er wollte eine einheitliche, für alle Menschen gleichermaßen verständliche Universalsprache schaffen, die sowohl wissenschaftliche als auch alltägliche Begriffe enthalten sollte. Als Direktor des Wiener Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseums suchte er nach einer Methode, statistische Ergebnisse mit Hilfe von Bildern zu veranschaulichen. Dafür arbeitete er mit dem aus Remscheid stammenden Grafiker Gerd Arntz zusammen. Sie wollten es allen Menschen ermöglichen, gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Zusammenhänge zu verstehen, ohne dafür studiert zu haben. Gemeinsam entwickelten sie in den dreißiger Jahren eine Bildersprache, die sie Isotype nannten, eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben von »International System of Typographic Picture Education« ergab, auf deutsch: Internationales System der Erziehung durch Bilder. Dieser sozialkritische Ansatz wurde dreißig Jahre lang nicht weiter verfolgt. Erst Anfang der sechziger Jahre griff der japanische Grafiker Katsumi Masaru darauf zurück, als er ein System aus Bildzeichen für die Olympischen Sommerspiele 1964 in Tokio entwarf. Die vielen westlichen Sportler, Funktionäre, Journalisten und Zuschauer benötigten eine Beschilderung ihrer Wege, die sie verstehen konnten, auch ohne japanische Schriftzeichen lesen zu können. Wenn wir uns heute auf den Weg machen, ist es höchst wahrscheinlich, dass wir einem solchen Bildzeichen, das die Fachleute Piktogramm nennen, begegnen. In der Schule und in der Verwaltung sind die Toiletten mit Strichmännchen für Männer und Frauen ausgeschildert. Am Bahnhof, in der Autobahnraststätte und im Flughafen mehren sich diese Zeichen. Besonders dort, wo viele Menschen aus vielen Ländern zusammenströmen: In großen Messhallen und Sportstadien. Die heute gebräuchlichen Piktogramme gehen auf das umfassende System des deutschen Designers Otl Aicher zurück. Für die Olympischen Spiele in München 1972 entwickelte er eine sachliche, reduzierte Darstellungsweise, die das Wesentliche einer sportlichen Bewegung erfasst. Seine Strichmännchen für Läufer, Fußballer, Handballer und Fechter sind unnachahmlich in ihrer Eindeutigkeit. Dem gesamten Entwurf liegt ein strenges Raster zugrunde. Und überraschenderweise sind die Zeichen am besten gelungen, bei denen Otl Aicher die geometrische Strenge von Hand korrigiert und seinen Strichmännchen erlaubt hat, sich eine Spurbreite außerhalb des Rasters zu tummeln. Wenn Sie zu dieser Publikation eine Frage haben oder mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.