Hans G. Conrad: aicher in ulm – Bilder aus dem Buch
22. November 2023
Ausstellung in der Galerie Claudia Mewaldt, Moltekstraße 133, Köln, 16. bis 19. November 2023
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Otl Aicher
Otl Aicher (1922–1991) zählt zu den weltweit einflussreichsten Designern des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren zutiefst politisch und moralisch, und gleichzeitig haben sie den Alltag vieler Menschen völlig unaufdringlich beeinflusst. Er entwarf mit seinem Team das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele von München 1972 als zivilen, humanistischen Gegenentwurf gegen die Nazi-Spiele von Berlin 1936. Dafür entwickelte Aicher die stilbildenden Piktogramme auf geometrischer Grundlage für die universelle Verständigung jenseits sprachlicher Barrieren. Sein Erscheinungsbild für die Lufthansa hat die Wahrnehmung der Airline jahrzehntelang geprägt. Für das Design und das Selbstverständnis von Unternehmen wie bulthaup, ERCO oder FSB hat Aicher maßgebliche Impulse geliefert.
Otl Aicher als Mitgründer der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm
Otl Aicher war wesentlich dafür verantwortlich, dass die von ihm gemeinsam mit Inge Scholl und Max Bill ge-gründete HfG Ulm (1953–1968) zur wichtigsten Designhochschule des 20. Jahrhunderts geworden ist. Er bestand darauf, dass Design nicht als Lösung für ästhetische, sondern für gesellschaftliche Aufgaben zu verstehen ist. Als Freund der Familie von Sophie und Hans Scholl, den studentischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis, und als Ehemann Inge Scholls war Otl Aicher davon überzeugt, dass Design einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung einer friedlichen, freiheitlichen und emanzipierten Gesellschaft leisten muss. Diesem Ziel verpflichtete sich die HfG Ulm. Industrielle Produkte sollten das alltägliche Leben von so vielen Menschen wie möglich verbessern. Medien sollten sachlich und überzeugend informieren. Aicher vertrat die humanistische Position, dass die Menschen sich vernünftig verhalten, wenn sie sachlich informiert werden und in einem Umfeld leben, das auf rationalen Gründen beruht.
Hans G. Conrad: biografische Skizze
Hans G. Conrad wird am 11. Juni 1926 in Remetschwil im Schweizer Kanton Aargau geboren, etwa 25 km nordwestlich der Innenstadt von Zürich. Conrad wächst in einfachsten Verhältnissen auf. Später zählt er das Kunsthaus Zürich zu seinen Lieblingsorten, weil er sich als Kind hier bei freiem Eintritt im Trockenen und Warmen aufhalten konnte. Unter seinem Geburtsnamen Johann Gerold Konrad absolviert er eine technisch-zeichnerische Ausbildung an der Werkschule des Industrieunternehmens Brown, Boveri & Cie. in Baden, etwa 10 km von Remetschwil gelegen. Danach gerät er in Kontakt mit Max Bill in Zürich und arbeitet für ihn, ebenso für den Architekten und Designer Alfred Roth.
Max Bill motiviert Conrad dazu, ab Dezember 1952 am Aufbau der HfG mitzuwirken. Spätestens zu dieser Zeit justiert er die Schreibweise seines Namens: Er erhält den ersten Studentenausweis der HfG, ausgestellt auf Hans G. Conrad zum 1. Januar 1953. Seine Freunde nennen ihn Cony.
1954 entwirft Conrad Werbung für Knoll International. 1955 entwickelt er mit Otl Aicher das Messestandsystem »D 55« für Braun. Damit präsentiert sich das Unternehmen auf der Düsseldorfer Funkausstellung radikal neu: die Technik entledigt sich ihrer dekorierenden Verhüllungen und tritt als Technik in Erscheinung. Das System wird 32 Jahre lang von Braun weltweit eingesetzt.
Conrad beendet sein Studium an der HfG am 30. September 1957 mit der Konzeption eines Ausstellungs-busses für Braun als Abschlussarbeit. Der strategische Kopf des Unternehmens, Fritz Eichler, hat ihn da schon längst für seine Stabsstelle engagiert, die sich mit übergeordneten Entwicklungsaufgaben beschäftigt. Ab 1958 verantwortet Conrad die Messe- und Ausstellungsgestaltung – einen zentralen Aspekt der gesamten Außenwirkung des Unternehmens.
1962 übernimmt Conrad bei der Lufthansa in Köln die Position des weltweiten Werbeleiters. Er erteilt Otl Aicher den Auftrag, ein umfassendes und zeitgemäßes visuelles Erscheinungsbild zu entwickeln. Mit seinen Mitarbeitern der Entwicklungsgruppe 5 (E5) an der HfG Ulm legt Aicher einen Entwurf vor, der bis heute als internationaler Maßstab betrachtet wird.
Von 1969 bis 1972 ist Conrad auch Mitglied im Ausschuss für Visuelle Gestaltung der Olympischen Spiele von München (Vorsitz: Anton Stankowski). Die Leitung der Abteilung XI (Visuelle Gestaltung) hatte Otl Aicher.
1970 wechselt Conrad zum Kölner Wirtschaftsmagazin »Capital«. Herausgeber der Zeitschrift ist der Gründer der Zeitschrift »twen«, Adolf Theobald, ihr Chefredak-teur bis 1974 Ferdinand Simoneit, ab 1974 Johannes Gross. Die Zeitschrift entwickelt sich zu einem der meinungsführenden Medien Deutschlands. Als Stellvertretender Chefredakteur verantwortet Conrad alle visuellen Ausdrucksformen des Magazins, vom Layout über die Bildsprache bis zur werblichen Kommunikation.
Im Januar 1989 verlässt Hans G. Conrad »Capital«. Im Oktober 1992 erleidet er einen Schlaganfall. Er stirbt nach längerer Krankheit am 26. Dezember 2003 in einem Pflegeheim in Köln-Rodenkirchen.
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Wenn Sie dazu mehr wissen möchten, können Sie mir gerne eine E-Mail senden.
Hans G. Conrad: aicher in ulm – Bilder aus dem Buch
Ausstellung in der Galerie Claudia Mewaldt, Moltekstraße 133, Köln, 16. bis 19. November 2023
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Otl Aicher
Otl Aicher (1922–1991) zählt zu den weltweit einflussreichsten Designern des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten waren zutiefst politisch und moralisch, und gleichzeitig haben sie den Alltag vieler Menschen völlig unaufdringlich beeinflusst. Er entwarf mit seinem Team das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele von München 1972 als zivilen, humanistischen Gegenentwurf gegen die Nazi-Spiele von Berlin 1936. Dafür entwickelte Aicher die stilbildenden Piktogramme auf geometrischer Grundlage für die universelle Verständigung jenseits sprachlicher Barrieren. Sein Erscheinungsbild für die Lufthansa hat die Wahrnehmung der Airline jahrzehntelang geprägt. Für das Design und das Selbstverständnis von Unternehmen wie bulthaup, ERCO oder FSB hat Aicher maßgebliche Impulse geliefert.
Otl Aicher als Mitgründer der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm
Otl Aicher war wesentlich dafür verantwortlich, dass die von ihm gemeinsam mit Inge Scholl und Max Bill ge-gründete HfG Ulm (1953–1968) zur wichtigsten Designhochschule des 20. Jahrhunderts geworden ist. Er bestand darauf, dass Design nicht als Lösung für ästhetische, sondern für gesellschaftliche Aufgaben zu verstehen ist. Als Freund der Familie von Sophie und Hans Scholl, den studentischen Widerstandskämpfern gegen die Nazis, und als Ehemann Inge Scholls war Otl Aicher davon überzeugt, dass Design einen grundlegenden Beitrag zur Entwicklung einer friedlichen, freiheitlichen und emanzipierten Gesellschaft leisten muss. Diesem Ziel verpflichtete sich die HfG Ulm. Industrielle Produkte sollten das alltägliche Leben von so vielen Menschen wie möglich verbessern. Medien sollten sachlich und überzeugend informieren. Aicher vertrat die humanistische Position, dass die Menschen sich vernünftig verhalten, wenn sie sachlich informiert werden und in einem Umfeld leben, das auf rationalen Gründen beruht.
Hans G. Conrad: biografische Skizze
Hans G. Conrad wird am 11. Juni 1926 in Remetschwil im Schweizer Kanton Aargau geboren, etwa 25 km nordwestlich der Innenstadt von Zürich. Conrad wächst in einfachsten Verhältnissen auf. Später zählt er das Kunsthaus Zürich zu seinen Lieblingsorten, weil er sich als Kind hier bei freiem Eintritt im Trockenen und Warmen aufhalten konnte. Unter seinem Geburtsnamen Johann Gerold Konrad absolviert er eine technisch-zeichnerische Ausbildung an der Werkschule des Industrieunternehmens Brown, Boveri & Cie. in Baden, etwa 10 km von Remetschwil gelegen. Danach gerät er in Kontakt mit Max Bill in Zürich und arbeitet für ihn, ebenso für den Architekten und Designer Alfred Roth.
Max Bill motiviert Conrad dazu, ab Dezember 1952 am Aufbau der HfG mitzuwirken. Spätestens zu dieser Zeit justiert er die Schreibweise seines Namens: Er erhält den ersten Studentenausweis der HfG, ausgestellt auf Hans G. Conrad zum 1. Januar 1953. Seine Freunde nennen ihn Cony.
1954 entwirft Conrad Werbung für Knoll International. 1955 entwickelt er mit Otl Aicher das Messestandsystem »D 55« für Braun. Damit präsentiert sich das Unternehmen auf der Düsseldorfer Funkausstellung radikal neu: die Technik entledigt sich ihrer dekorierenden Verhüllungen und tritt als Technik in Erscheinung. Das System wird 32 Jahre lang von Braun weltweit eingesetzt.
Conrad beendet sein Studium an der HfG am 30. September 1957 mit der Konzeption eines Ausstellungs-busses für Braun als Abschlussarbeit. Der strategische Kopf des Unternehmens, Fritz Eichler, hat ihn da schon längst für seine Stabsstelle engagiert, die sich mit übergeordneten Entwicklungsaufgaben beschäftigt. Ab 1958 verantwortet Conrad die Messe- und Ausstellungsgestaltung – einen zentralen Aspekt der gesamten Außenwirkung des Unternehmens.
1962 übernimmt Conrad bei der Lufthansa in Köln die Position des weltweiten Werbeleiters. Er erteilt Otl Aicher den Auftrag, ein umfassendes und zeitgemäßes visuelles Erscheinungsbild zu entwickeln. Mit seinen Mitarbeitern der Entwicklungsgruppe 5 (E5) an der HfG Ulm legt Aicher einen Entwurf vor, der bis heute als internationaler Maßstab betrachtet wird.
Von 1969 bis 1972 ist Conrad auch Mitglied im Ausschuss für Visuelle Gestaltung der Olympischen Spiele von München (Vorsitz: Anton Stankowski). Die Leitung der Abteilung XI (Visuelle Gestaltung) hatte Otl Aicher.
1970 wechselt Conrad zum Kölner Wirtschaftsmagazin »Capital«. Herausgeber der Zeitschrift ist der Gründer der Zeitschrift »twen«, Adolf Theobald, ihr Chefredak-teur bis 1974 Ferdinand Simoneit, ab 1974 Johannes Gross. Die Zeitschrift entwickelt sich zu einem der meinungsführenden Medien Deutschlands. Als Stellvertretender Chefredakteur verantwortet Conrad alle visuellen Ausdrucksformen des Magazins, vom Layout über die Bildsprache bis zur werblichen Kommunikation.
Im Januar 1989 verlässt Hans G. Conrad »Capital«. Im Oktober 1992 erleidet er einen Schlaganfall. Er stirbt nach längerer Krankheit am 26. Dezember 2003 in einem Pflegeheim in Köln-Rodenkirchen.
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